Fucked Up – Year of the Dragon
von Oliver am 29. März 2014 in EP
Ein eigenes Monstrum mitsamt zwei knackigen Coversongs: Fucked Up heizen rechtzeitig vor dem herannahenden vierten Studioalbum mit der Fortsetzung ihrer Zodiac-Reihe vor.
Das Jahr des Drachens diesmal also. Theoretisch sind Fucked Up damit entweder deutlich zu früh oder etwas zu spät dran. Nach dem Veröffentlichungsschub rund um die so ausuferde wie im Detail kompakte Hit-„Oper“ ‚David Comes to Life‚, die Alias Record Store Day Veröffentlichung ‚David’s Town‚ und dem 2012er ‚Year of The Tiger‚ war es um die Punkrock-Macht in letzter Zeit aber ohnedies zu ruhig geworden – diverse Splits und Singles außen vor, dazu fehlen ja auch noch Studioversionen von ‚Year of the Hare‚ und ‚Year of the Rabbit‚. Perfektes Timing also irgendwo um sich rechtzeitig vor dem seine Schatten vorauswerfenden ‚Glass Boy‚ warmzuspielen. Zumindest auf ihrer Zodiac-Reihe bleibt dabei für Fucked Up dabei vieles beim alten: der zu erwartende weitläufig streunende Brocken ufert natürlich gewohntermaßen aus und funktioniert weitestgehend nach bekannter Bauart der Serie – indem Fucked Up dem unnachahmlichen Fucked Up-Hardcore abermals so lange Zuckerbrot und Peitsche geben, bis sich wieder einmal eine neue Gesichtsfärbung zeigt.
Die Titelsuite steuert das Sixtett dabei aus der eigenen Schmiede bei – und diese hat es mit all seinen Ideen, Wendungen und Drehungen über satte 18 Minuten wahrlich in sich. ‚Year of the Dragon‚ gönnt sich zwar eine kurze Aufwärmphase um trotz eines bellenden Damian Abraham jedoch bald zu einem sich selbst attackierenden, mit gefühlten tausend Spuren beladenen, heavy schleppenden Doom-Song zu werden, der den Fuß scheinbar willkürlich aufs Gaspedal Richtung Punkrock durchdrückt. Immer wieder lehnen sich Fucked Up in verspieltes Geplänkel zurück, bleiben aber zu giftig um psychedelisch zu werden und ziehen die Gitarrenwände stattdessen nur umso massiver auf: kein Wunder, dass sich Pink Eyes sich in dieser wallenden Atmosphäre Black Metallische-Keifansätze nicht verkneifen kann. Wenn der Song nach knapp zehn Minuten wieder zu einer ruhigen Basis zurückkehrt…spielen Fucked Up plötzlich entspannten Classic Rock mit knödelnd abhebendem Endlossolo und bratzender Distortion, nur um hinten raus noch einmal breitbeinig die Matten zu schütteln (selbst Dio zeigt in diesem epischen Schlachtfeld anerkennend die Pommesgabel!) und das Szenario im Feedback verglühen zu lassen.
Wie ein solch ausuferndes Stück derart kurzweilig – paradoxerweise auch: regelrecht schnörkellos und organisch gewachsen! -bleiben kann bleibt das Geheimnis der Band, warum niemand sonst derartigen Prog-Hardcore spielt (bzw. eher: beherrscht) kann man sich jedoch genau deswegen ausmalen.
Der Rest der Strecke wirkt gegen disen imposanten Hürdenlauf freilich geradezu unspektakulär, führt aber vielmehr abermals vor Augen, dass Fucked Up eine enorm potente Coverband sind, es eben auch unkompliziert, roh und direkt absolut einwandfrei können, und sich zudem als findige Kenner und Aufbereiter der Anfänge von Torontos Punkszene erweisen. Nicht zuletzt sorgen die beiden nachfolgenden Sprinter für eine angenehme Ausgleichsbalance zu dem monollthischen Titelsong. ‚I Wanna Be a Yank‚ schnüffelt Hardcoreluft relativ nahe am Original von den Cardboard Brains, auch ‚Disorder‚ rifft sich sportlich an der The Ugly-Version ab. Kan man auch als sehnige Musterbeispiele dafür sehen, dass Fucked Up tief in ihrem Herzen eben doch auch surfende Rock’n’Roller mit einer gar nicht so undezenten Garage-Vorliebe sind. Wie dem auch sei: ‚Year of the Dragon‚ legt als echtes Highlight der immer brillanten Reihe die Latte für die nahende Studioplatte gefährlich hoch: der 3. Juni 2014 kann hiernach jedenfalls kaum bald genug kommen.
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Tags: Cover, Doom Metal, Fucked Up, Hardcore, Progressive, Progressive-Hardcore, Punk, Rock Print article
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