Fucked Up – Who’s Got the Time & A Half?
Fucked Up haben (das durchaus stimmig für seinen Inhalt mit Black Flag-Referenz im Titel daherkommende) Who’s Got the Time & a Half? innerhalb von 24 Stunden aufgenommen und machen es konsequenterweise auch nur einen Tag (digital) via Bandcamp erhältlich.
Gut möglich, dass man es bei dem Material grundlegend mit Ausmusterungen von One Day aus dem Vorjahr zu tun hat. Fucked Up versammeln (abseits einer diesbezüglich bereits verdächtig limitierten Verfügbarkeit) auf Who’s Got the Time & a Half? schließlich nicht nur weitestgehend relativ simpel gestrickte und straight nach vorne rockende Vertreter ihres Trademark-(Post)Hardcores, die über die Gesamtlänge von 32 für sich betrachtet beinahe alle um ein Quäntchen zu lange ausgefallen sind. Sondern auch solche, bei denen Damian Abrahams den Platz am Mikro brüderlicher denn je teilt – und damit gefühlt den Eindruck unterstreicht, es mit Songs abseits des regulären Kanons zu tun zu haben.
Mit Damien an den Lead Vocals funktionieren das fetzige, blackflaggige No One’s Left (mit freidrehender Gitarre), (der, bis zum Einstieg der restlichen Band als Gesangs-Unterstützung zäh klimpernde Duett-Singalong) On the East Side, Ynic (als hochenergischer wirbelndem Call-and-Response mit schnörkellos-hymnischen Circle Jerks-Zug) und das solide Conspiratorial Relations insofern wie sofort vertraute, gelungene Standards, die dem Fan-Herz ohne Schwierigkeiten gefallen, ohne in Begeisterung versetzen: das geht absolut klar!
Gleichzeitig interessanter und doch auch ambivalenter gestaltet sich der Rest der Platte. Im generisch-unverbindlichen, aber eine catchy Hook auswerfenden Sometimes übernimmt wohl Sandy Miranda die Rolle der Frontfrau und für die schunkelnden Power Pop-Nostalgie a la Replacements What’s New? (Mary Lou) wird Jeremy Gaudet (Kiwi Jr.) als Gast eingeladen, um das Highlight der Platte zu besorgen (auch wenn es leider viel zu abrupt abgedreht wird).
Make You Mine macht dort weiter – weniger schmissig, aber dafür mit etwas mehr Drive. Mike Haliechuk ist zu diesem Zeitpunkt übrigens längst als zweite Konstante am Gesang neben Abrahams etabliert.
Unter seiner Führung hat das punkige Card Me a Punch bereits am Geschwindigkeitsrad gekurbelt und wird Living Nightmare vom Acoustic-ausgebremsten Beginn auf das Gaspedal getreten, um mit Lofi-Hang eine heiser-beißende Attitüde samt stoischer riffendem Switch auf der Zielgeraden von Henry Rollins weg vorzulegen.
Für das (etwas unmittelbar und willkürlich auf den vorangegangenen Radau folgende) Finale gönnt sich diese Konstellation dann sogar ein bisschen unkonventionelles Experimentieren: Hold Up Half the Sky ist auf den funky Groove einer soften Tribal-Percussion a la Stones gebaut, auf dem sich der Indie Pop in Remix-Schräglage süffisant leiernd zurückgelehnt und der Abspann A Little Friend of Mine überzeugt als verträumte Ballade am Rhoades Piano, von deren Songwriting wenig konkretes hängen bleibt. Szenen wie diese wären mit der Grobsschlächtigkeit von Abrahams nicht möglich gewesen – das Ausbleiben seiner Präsenz bleibt dennoch nut schwer auszugleichen. Dennoch macht das vielseitige und nichtsdestotrotz ein schlüssiges Sequencing bietende Who’s Got the Time & A Half? mit seiner unberechenbaren Impulsivität um das Quäntchen mehr Spaß als One Day.
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