Frontierer – The Skull Burned Wearing Hell Like A Life Vest As The Night Wept

Mit Oxidized sind Frontierer ihrer Ideallinie 2021 vielleicht so nahe gekommen wie möglich. Insofern ist es schon vernünftig, dass Pedram Valiani seiner Band mit The Skull Burned Wearing Hell Like A Life Vest As The Night Wept hinterrücks ein paar neue Tricks beizubringen beginnt.
Die Auswirkungen sind vordergründig überschaubar, zwischen den Zeilen aber spürbar – mal exakter zu verorten, mal eher eine undefinierbare Ahnung.
Die zwölf Minuten der zweiten Frontierer-EP sind im Sound etwa um die Nuance weniger explizit mit ihren Signature-Moves umgehend, wirken ausgewogener balanciert, lassen mehr Entdeckungen abseits des Offenkundigen zu. Vor allem der Bass hat nun phasenweise etwas sludgig massives – gelegentlich kann man dahingehend ästhetisch bei der Rhythmussektion immer wieder an die finale Abfahrt denken, die die Deftones in Beware nehmen.
Gleichzeitig ist The Skull Burned Wearing Hell Like A Life Vest As The Night Wept durchzogen von einer Art futuristischer Entmenschlichung. Elektronische Elemente geben dem kompakten Spannungsbogen und tollen Pacing immer wieder Raum zum Durchatmen, verhindern eine Reizüberflutung und schärfen die Aufmerksamkeit, während ein, zwei Passagen im Verlauf die Befehle einer künstlich vermenschlichten Stimme entgegennehmen
Diese kleinen Verschiebungen im Spektrum geben The Skull Burned Wearing Hell Like A Life Vest As The Night Wept eine frische, ambitionierte Dynamik, derweil die vier Songs im Verbund kompositorisch einen Schritt zurück treten und mehr als alles andere dennoch eine zuverlässige, typische Machtdemonstration der aktuell wohl weiterhin einfach besten Mathcore Band da draußen darstellen.
The Skull Burned galoppiert so beinahe punkig, während die Gitarren wie Laser-Gitarren über den rumorenden Untergrund schießen und das Ende einen zäh schleifenden Groove in den Beinahe-Remix zerren, aus dem Wearing Hell wie ein nervös pulsierender EDM-Einstieg zur Djent‘esken Eskalation erwacht. Like a Life Vest überstürzt nichts, um ins progressive Stakkato zu verfallen und As The Night Wept gehört mit zum Besten, was (die mittlerweile übrigens merchtechnisch von Bandcamp abgewanderten) Frontierer bisher auf die Welt losgelassen haben.
Mit der ihm eigenen Urgewalt brüllt Chad Kapper am Ende eines alleine für ihn schon Wahnsinns-Jahres – mit Features für Weston Super Maim, Scorched Mind und Scavanger sowie einem bestialischen Einstand seiner neuen Band Unikneim – wie ein poetischer Derwisch: „Give me reasons! Give me purpose!/ The skull screamed as he broke through the surface/ With all hell pouring out of his heart, he now gave us what we came for“. Genau für solche Szenen lässt man sich von Frontierer in die Mangel nehmen.
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