Freddie Gibbs – You Only Die 1nce

von am 11. November 2024 in Album

Freddie Gibbs – You Only Die 1nce

Bei der überragenden Qualität seiner Koop-Alben wird die Klasse von Freddie Gibbs’ Solomaterial mancherorts beinahe übersehen. You Only Die 1nce wird daran vielleicht nichts ändern, unterstreicht die unglaubliche konstante Qualität des 42 jährigen aber dafür absolut mühelos.

Vielleicht ist das sechste Album von Fredrick Jamel Tipton ein Durchatmen nach dem ambitionierten $oul $old $eparately, eventuell jedoch sogar auch ein bisschen als Reifeprozess zu verstehen: Schon am Artwork ringt der Amerikaner mit seinen Dämonen, dahinter sitzt ihm regelrecht konzeptionell auch der Teufel (alias Slink Johnson als alter Bekannter, der diesmal die Seiten gewechselt hat) überzeichnet im Nacken, zwingt ihn, mit Zukunftsperspektiven als Schauspieler oder dem eigenen Erfolg sowie dessen Auswirkungen zu hadern, auch über die eigene Position Frauen gegenüber nachzudenken, und angesichts einer allgegenwärtigen (im Albumtitel vorweggenommenen) Vergänglichkeit sogar über Diddy und Pac zu reflektieren.
Das ist nicht immer so tiefgründig, wie Gibbs es selbst einstuft. Aber der Mann versteht sich einfach auf introspektive Erkundungen. Dazu verzichtet er diesmal demonstrativ auf jedwede Features und stemmt You Only Die 1nce inhaltlich quasi im Alleingang: ein Statement. Dass er was Skills und Flow angeht einer der besten Rapper der vergangenen Dekade ist, ist dabei allerdings keine neue Erkenntnis.

Mit einigen aus der Zeit gefallenen Ausbrüchen in den Ganster Rap wie im stimmungsvollen Klischee-Intro Status oder Walk it Off als eine Art Heydays-Dr. Dre-Reminiszenz bastelt sich Gibbs so eine Komfortzone zwischen Boom Bap und Jazz Rap, die in einer beeindruckenden Kohärenz keine unbedingt herausragenden Highlights im hohen Niveau bietet – oder braucht! -, aber auch die relative Schwäche der Mittelpassage (weil die R&B-Tendenzen von Rabbit Island mit der gesungenen Hook sowie dem von subtilen Streichern begleitete, ziellos verlaufende G Funk von It’s Your Anniversary subjektiv zu gefällig agieren) slbstverständlich stemmt: You Only Die 1nce geht geschmeidig runter wie Öl, ist kurzweilig und nutzt sich mit einer gewissen Zeitlosigkeit nicht ab, unterhält und stellt seine Kompetenz nonchalant in die Auslage.
Und dann lüften kleine, homogen mitgenommene Ausfallschritte in den melancholischen Trap (das grandiose Brick Fees) oder Acoustic-Gitarren mit souligem Background (Ruthless) das  entspannt relaxende, lässige Ambiente auch noch abwechslungsreich, wo melodische, aber auch etwas unspektakulär solide Beats abholen und einen gar nicht so dunklen Zwilling zu You Only Live 2wice nachlegen. Man kann dem von vorne bis hinten bockstarken, kompakten und direkt angelegten You Only Die 1nce insofern höchstens vorwerfen, dass die Bank Gibbs schon noch eindrucksvoller abgeliefert hat.

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