Franz Ferdinand – Right Thoughts, Right Words, Right Action

by on 26. August 2013 in Album

Franz Ferdinand – Right Thoughts, Right Words, Right Action

Keine Experimente mehr: Franz Ferdinand holen die Gitarren wieder aus dem Schrank. Und hat man die penetrant schmissige Single-Eröffnungsphase von ‚Right thoughts, Right Words, Right action‚ erst einmal überstanden, entwickelt sich das vierte Album des Quartetts auch zu einer durchwegs kurzweiligen Hookline-Hatz.

Ich wollte die Band auflösen, weil es sich in meinem Kopf wie einer dieser Jobs angefühlt hat, die ich aufgeben musste. Ich mochte die Routine und die Verpflichtungen nicht“ sinniert Alex Kapranos über die letzten Jahre im Zuge der Veröffentlichung des gefühlten Comebackalbums der Schotten, welches „den alten Funken wieder entfacht“ habe. Es stimmt schon: so richtig begeistern wollte das mutigere ‚Tonight: Franz Ferdinand‚ die Massen nicht.
Dennoch irritiert seine Aussage, weil sich ‚Right thoughts, Right Words, Right Action‚ durchaus wieder fetziger gebärdet – allerdings vor allem dadurch, dass es sich weitaus stärker nach reiner Routine und abgespulter Erwartungshaltungsbelieferung ohne Wagnisse anfühlt, als sein Vorgänger. Alleine das eröffnende ‚Right Action‚ fährt mit seinem simpel schunkelnden Basslauf, den zackigen Gitarrenlicks und den einlaufenden Vintage-Orgeln vollends auf Nummer Sicher, funktioniert in seiner Repetition als groovende Verneigung vor dem Disco-Rock von ‚Take Me Out‚ knapp vor der Grenze zur Penetranz.
Eben diese überschreitet ‚Evil Eye‚ als arty Party-Mixtur aus Michael-Jackson-Geisterhaus-Funk, ‚Need You Tonight‚ und ‚Another One Bites the Dust‚ mit ordentlich Synthie-Geheul. Das flotte ‚Love Illumination‚ forciert eingängige Melodien mit netten Bläsern, allerdings abermals arg simpel, frontal und absolut vorhersehbar. Dass Franz Ferdinand zu diesem Zeitpunkt bereits mehr todsichere Singles rausgehauen haben als ‚Tonight: Franz Ferdinand‚ im Gesamten inne hatte, darf deswegen wahlweise als Rückkehr zur alten Form aufgefasst – oder als nervenaufreibend und aufdringlich.

Auf den allgegenwärtigen, überstrapazierten Disco-Stampf-Rhythmus will auch ‚Stand On The Horizon‚ nicht verzichten, hat dafür als Highlight aber einen smarten David Bowie-Vibe, geschmeidigere Gesangslinien und ein sich fulminant ausbreitendes Acapella-Finale an Bord. ‚Fresh Strawberries‚ kann dann mit seinem 60s-Singalong-Refrain zwar nicht vollends das spannungsgeladene Feuerwerk abliefern, dass Franz Ferdinand in den wendigen Strophen versprechen, sorgt wie die lauernde Pulp-Verneigung ‚The Universe Expanded‚ oder der Kunstgalerie-Stammestanz ‚Goodbye Lovers & Friends‚ allerdings für die nötige Abwechslung einem durchwegs gefälligen, aber eben nur selten aufregenden Albumverlauf.
Während also ‚Brief Encounters‚ mit schlängelndem Rhythmus gefällt, aber seine metaphorischen Schlüssel enervierend durch das Geschehen zieht, oder ‚Bullet‚ als fröhlicher Indierocker der Album-Dynamik in die Arme spielt, mit oberflächlicher Catchyness alles ein wenig besser macht als das eröffnende Trio, vermutet Kapronos im dramatisch Richtung Garage orgelnden Gackern ‚Treason! Animals.‚ leider dennoch nicht ganz zu Unrecht: „Something has really gone wrong„.

Franz Ferdinand haben ihr Händchen für tanzflächenfüllende Hits wiedergefunden, dieses allerdings bereits durchaus spannender ausgespielt. Mehr noch als ‚Tonight: Franz Ferdinand‚ muss sich ‚Right thoughts, Right Words, Right Action‚ als prolongierten Rückschritt nämlich den Vergleich mit dem selbstbetitelten Debütalbum und dem gerne unterschätzten Zweitwerk stellen – und dabei zwangsläufig als allzu forcierter Aufguss altbekannter Trademarks den kürzeren ziehen. Auch dank seiner kompakten Spielzeit von 35 Minuten mutiert das vierte Studioalbum der Band zu einem durchaus kurzweiligen und auch knackigen Reigen der Eingängigkeit –  mit überschaubarer Halbwertszeit und allzu übermütiger Zugänglichkeit.
Right thoughts, Right Words, Right Action‚ endet mit den Worten“Goodbye lovers and friends/ You can laugh as if/ We’re still together/ But this really is the end„. Den Moment um damit Bestürzung auslösen zu können haben Franz Ferdinand hinter sich, und jenen, um eine potentielle Trennung zu begrüßen noch nicht erreicht. Dass es aktuell jedoch beinahe egal wäre, sich von der Band zu verabschieden, sollte etwaige Chart-Erfolge eigentlich nicht unbedingt aufwiegen.

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