Frail Hands – Parted​/Departed​/​Apart

von am 1. Februar 2020 in Album

Frail Hands – Parted​/Departed​/​Apart

Die alten Säulenheiligen von Loma Prieta scheinen aktuell ohnedies keinen Bock mehr auf längst erforschte Pfade zwischen den Wegweisern Screamo, Emoviolence und Skramz zu haben. Erledigen Frail Hands mit ihrem Zweitwerk Parted/Departed/Apart dort eben einen sehr ordentlichen Job.

Um gleich vorab jegliche Konfusion zu beseitigen: Nein, Frail Hands aus Halifax in Kanada sind nicht Frail Body aus Illinois, die erst vor wenigen Wochen ihr Debütalbum A Brief Memoriam veröffentlicht haben. Und nein, die unter Problemen mit der malträtierten Stimme leidende Sängerin Dawn Almeda ist leider nicht mehr Teil der nunmehr als Quartett auftretenden Frail Hands, hat aber noch die Texte zu einem Gutteil der Songs von Parted/Departed/Apart beigesteuert.
Ansonsten hat sich seit dem zwei Jahre alten selbstbetitelten Erstlingswerk zwischen den altbekannten, typischen Szene-Referenzen auf den ersten Blick wenig geändert für Frail Hands, auch wenn das gleichförmigere Geschrei von Gitarrist und Bandkopf Tom Burke im direkten Vergleich dann doch weitaus weniger aufregend und markerschütternd intensiv ausgefallen ist, als bei seiner Vorgängerin.

Parted/Departed/Apart bändigt das unwirsche Chaos des eklektischen Vorgängers im Rahmen der Gepflogenheiten vielleicht auch eine Spur zu konventionell am Genre-Schema ausgerichtet, wenn etwa ein Atonement schon zu indifferent als Nabelschau ohne vermessene Distanz in der Komposition wütet und Hamartia sogar seltsam schaumgebremst nicht die radikalen Energien freisetzt, die da Funken sprühen lassen müssten.
Aber in ihrer hysterisch-leidenschaftlichen Dringlichkeit schrauben Frail Hands die Dynamiken im Songwriting dann doch noch immer wieder in kompetente Höhen. Nothing Said lässt sein ziseliertes Riff etwa in Schräglage aufgerauht aus dem restlichen Korpus lehnen, während Mirrored Limbs gerade durch seine melancholische, zur Ruhe tendierenden Atmosphäre besticht.

Am besten sind die knapp 19 Minuten der Platte aber immer dann, wenn sich die mal melodisch perlenden, dann wieder hyperventilierend verzahnten Gitarren wie für Visions oder weniger explizit auch Still Life und Colored Grey in Gefilde vorwagen, die man trotz der Math-artigen, cleanen Verspieltheit in erster Linie mit mittelalten At the Drive-In oder Standstill zu Memories Collector-Zeiten assoziiert.
Dann klingt Parted/Departed/Apart auch weniger wie ein noch inkonsequent ob seiner erst verortet werden müssenden neuen Identität im amputierten Line-Up auftretender Standard, sondern wie das Feuerwerk, dass man sich insgeheim eigentlich von Frail Hands erhofft hatte.

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