Foxygen – We Are The 21st Century Ambassadors Of Peace and Magic

von am 24. Januar 2013 in Album

Foxygen – We Are The 21st Century Ambassadors Of Peace and Magic

Die ewige Leier: warum nicht zu alten Platten greifen, den Originalen, sondern stattdessen zeitgenössische Bands hören, die augenscheinlich schlicht anachronistische Musik ohne essentielle Kniffe nachstellen? Foxygen sagen: weil man ansonsten zahlreiche geschmeidige Ohrwürmer und Hits verpassen würde.

Oder eher wahrscheinlich: jedwede Diskussion zwecks Originalität und ähnlichem Brimborium prallt schlicht an dem Duo aus Los Angeles ab, nickt betört im Takt und gesellt sich zu den permanent so zurückgelehnt und unaufgeregt aus der Zeitmaschine lächelnden neun Songs, welche die „Vertreter von Frieden und Magie im 21. Jahrhundert“ Sam France und Jonathan Rado da so nahtlos auf ihrem zweiten Studioalbum ausbreiten. Foxygen machen zwar nie Geheimnis daraus, dass die das zweite MGMT-Album fantastisch fanden, aber eben auch zu hartnäckig an seinen Ambitionen schraubend. Deswegen lassen sich die beiden Amerikaner lieber noch weiter in die Vergangenheit treiben – dorthin, wo Kinks, Beatles, Zombies und Konsorten Klassiker im mutmaßlichen Sekundentakt kreierten.

In The Darkness‚ schielt so mit rumpelndem Piano und hymnischen Background bereits ganz unverhohlen in jene Zeit, aus der Wes Anderson abseits des Rolling Stones-Fundus immer wieder vergessene Perlen für seine skuril-wunderbaren Filme zieht – wie selbstverständlich: Foxygen spielen ihren sanften Rock stilecht aus der Zeit gefallen. Die heimlichen Bläser kündigen dabei noch zaghaft an, wieviel auf ‚We Are The 21st Century Ambassadors Of Peace and Magic‚ in reinster Slacker-Manier so alles passieren wird, während gemeinschaftliches Pot-Rauchen in der U-Bahn durchaus nicht die letzte sich aufdrängende Möglichkeit ist, um die vorhandenen Qualitäten adäquat zu goutieren.

Das schlaftrunken über seine Orgelklänge tänzelnde ‚No Destruction‚ erzählt von Großmüttern ohne Arme und zeigt hoch infektiös, wie wertvoll und prägend vor allem ‚Loaded‚ für Foxygen immer schon gewesen sein muss – und außerdem den immensen Einfluss von Bob Dylan auf The Velvet Underground an sich. Inspirationen müssen eben nicht um jeden Preis kaschiert werden: ‚On Blue Mountain‚ deutet schweren Soul an, biegt dann aber mit durchhängendem Bass lieber gefühlvoll und funky Richtung Rock und Elvis‘ ‚Suspicious Minds‚ ab, während die Gänge wild geschalten werden. Der sonnige Flirtpop von ‚San Francisco‚ ist auch nur auf dem ersten Blick ein herziger Wechselgesang mit Herzchen in den Augen: „I left my love in San Francisco“ wird’s gebeichtet– That’s okay, I was bored anyway!“ schalt es verträumt zurück.

Nicht die einzige Träne, die durchs anmutige Knopfloch gedrückt wird: „But she doesn’t love me/ That’s news to me“ heißt es etwa im so elegischen wie schmissigen Tanztrompetendramatikerhit ‚Shuggie‚, der sich mit seinen Streichern und Breaks direkt in den Nerd-Playlisten und schrulligen Indiecharts im Mondlicht auszubreiten beginnt und gegen Ende ohnedies keine Grenzen mehr kennen will.  Hier passieren Foxygen also reihenweise anachronistische Ohrwürmer und wie zufällig vorbeischwebend wirkende Schmankerl,  die der psychedelisch ausfransenden Jam-Spielerei ‚Bowling Trophies‚ (ein Tarantino-Paradesong, eigentlich) sowie dem sich vor den Cramps und Jon Spencer verneigenden Rockabilly-Versatz (samt bratender Orgel und Handclap-Action) des Titelsongs schlicht zu kompromisslos sind. Da wird lieber verschwitzt geheult, während einem die famose Richard Swift Produktion um die Ohren fliegt und dennoch alles zärtlich bleit.

Oh Yeah‚ zieht die Augenbrauen mysteriös hoch und fistelt seinen Refrain zum Niederknien, ein derartiges Speed-Gitarrensolo muß man da erst einmal zurecht stutzen. Mit dem berauschenden Early-Pink Floyd– Noise-Finale von ‚Oh No 2‚ ist die Frage nach der Daseinsberechtigung einer reinen Epigonenband wie Foxygen endgültig obsolet: wer lieber Alternativen aus eben jenem Jahrzehnt aus dem Plattenregal zieht, nach dem Foxygen zu jeder Sekunde so makellos klingen macht natürlich nichts falsch. Sich aber selbst mutwillig der Möglichkeit zu berauben, in einem derart kurzweiligen, stilechten Rausch aus Psychedelic Pop, Indie- und Spacerock – ergo einlullenden Melodien und packenden Hooklines in unscheinbar schräg-schönen Songs unterzutauchen – das wäre dann letztendlich reine Verschwendung. Denn dafür machen Foxygen schlicht viel zu viel richtig.

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