Foxtails – Home
Screamo und Midwest Emo im Post-Rock und -Hardcore freigeschwommen: Die Ausnahmekönner Foxtails denken auf der EP Home (nach Violeta) ihr 2022er Album Fawn nochmals weiter.
Produktionstechnisch tun sie dies allerdings merklich roher und ungeschliffener, gehen in den Proberaum zurück und gefallen sich als Alternative zum Lo-Fi: Deconstruction lehnt sich gar in ein regelrechtes Demo-Flair und stolpert erst cruisend wie eine Reminiszenz an den Sweater Song von Weezer, taucht phasenweise flotter an und bürstet den Emoviolence ebenso manisch gegen Strich wie er getröstet wird. Ein bisschen so, als hätten ganz frühe At the Drive-In sich hirnwütig in einer Americana-Landschaft aufgerieben. Die melancholische Aggression von Home ist auch hier noise verliebt, aber vor allem melodisch und einladend, abgründig und desorientierend halluzinogen packend. Und Home als Ganzem einen auslaufenden, runden, aber weniger erfüllenden Kontext bescherend, als Fawn.
„this project was written about a year and a half ago, and only recently released due to perfectionist demons i’ve had to wrestle with while learning how to mix from scratch. i had absolutely no prior knowledge or experience in mixing or production before this extremely difficult and personal project, and although i wish i had started with something less torturous, i am glad i was able to make it out the other side.“ schreibt das Quartett aus Connecticut über die knapp zwölf Minuten seiner diesmaligen „genre alchemy for queer outcasts“ und gewinnt mit dem Wagnis: der eigenwillige Sound ist auf dem ersten Blick gewöhnungsbedürftig, schafft auf den zweiten aber eine charakteristische Individualität, die sich fabelhaft mit dem tollen Songwriting von Foxtails verträgt.
Dereliction beginnt kontemplativ sinnierend ruhig und langsam wie eine Post Hardcore-Träumerei in psychedelischer Trance, der Klargesang von Blue Luno Solaz wechselt zur keifenden Attacke, die Gitarren und das Schlagzeug scheint in unterschiedlichen Sphären aufgenommen, während sich die Nummer sehnsüchtig aufbäumt.
Dissection beschallt danach wie ein abgedämpfter Remix aus dem Club im Keller gegenüber, der Rhythmus dominiert und die elegische Melodie breitet sich fast an der Spoken Word-Nachdenklichkeit aus, während instrumental ein jazzig-folkloristisch angehauchter Hang mit prägnanter Fidel pendelt, in den die Band ihre Zähne mit fauchender Verzweiflung schlägt und die Korrelation aus straight und fiebertraumartig -abstrakt sogar einen Tribal- und Singsang-Part assimiliert: Foxtails wachsen kontinuierlich weiter!
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