Forest – Intravenous French Kiss
Auf Intravenous French Kiss, ihrer mutmaßlich dritten EP, versucht Siena Forest ihr zwischen Chicago und Los Angeles gespanntes Bandprojekt zum Durchbruch zu führen, verliert dabei aber die Orientierung.
Auch wenn man bei den zumindest Live offenbar in Vierer-Besetzung um ihre namensspendende Frontfrau auftretenden Forest in personeller Hinsicht hierzulande zugeben nicht ganz den Durchblick haben muss, waren die bisherigen Veröffentlichungen um Singles wie Bodie und Porno doch ganz nette, für sich selbst sprechen könnende Rohdiamanten, die eine Musikerin gezeigt haben, deren Händchen für poppige Hooks zwar noch viel externem Feinschliff gebraucht hätten, aber eben durchaus Potential offenbarten.
Nun aber biegt Forest mit Intravenous French Kiss in jene trendaffine Schiene ab, die Bands wie Fleshwater mit ihrem gazenden Alternative Rock mit 90er-Metal-Nostalgie ins Fahrwasser von Tiktok und Co. geführt haben – und verdeutlicht die seit jeher herrschenden kompositorischen Probleme des Projekts auf dieser Spielwiese eklatant.
In Undo und dem etwas konzentrierteren Braid Your Hair mäandert das Songwriter geradezu auslaugend fahrig, findet einfach nicht zum Punkt und lässt die Nummern wie einen rein ästhetischen Mode-Clusterfuck für Streaming-Algorithmen anmuten. Constrictor schielt weiter zu den Deftones, lässt emotionale Wunden mit prägnanteren, melodischer leidenden Amplituden offener zu, zeigt Ecken und Kanten – aber dennoch keineswegs wirklich zwingend, immer noch viel zu generisch und ohne wirklich überzeugende Hooks auskommen müssend.
Ob Intravenous French Kiss dabei nur ein desorientierter Anbiederungsversuch oder ein unausgegorener neuer Lebensabschnitt ist, lässt sich dann auch nicht sagen, wenn sich das schöne, aufbrechend polternde (aber zu abrupt beendete, nirgendwohin findende) Are You Doing Better poppiger und kompakter angelegt in dunkler Schönheit wieder zu alten Stärken hinzuwenden scheint. Wohlwollen reicht das mit Newcomer-Bonus gerade noch für:
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