Foreign Hands – What’s Left Unsaid
Der Foreign Hands-Reboot What’s Left Unsaid ist durch Bleed the Dream eines der am sehnlichst erwarteten Alben einer derzeit so euphorisierenden (Oldschool-) Metalcore-Szene geworden. Diese Bürde stemmt das Quintett aus Delaware nun weitestgehend.
Acht Jahre nach dem von der Band erfolgreich aus der öffentlichen Wahrnehmung gelöschten No Funeral for the Spirit surft What’s Left Unsaid als gefühltes Debütalbum schließlich so mühelos auf jener Revival-Welle des Genres, die Nostalgie als Frischzellenkur versteht und Musik anvisiert, die vor zwei Jahrzehnten trendbewusst und heute auf anachronistische Weise modern ballert. Foreign Hands lassen ihre Brutalität insofern wie einen Bastard aus Poison the Well, frühen Hopesfall und Misery Signals die Zähne fletschen, erinnern in A Memory in Latency dazu besonders stark an Thrice (bis zu The Artist in the Ambulance) oder in God Under Fingernails (wenngleich mit zu konventionellen Strukturen) an die Anfänge von Cave In – diese Referenzen jedoch immer mit einem frischen Dreh aufbereitend, der dem Vorwurf des reinen Kopistentums in die Tonne kloppt, während die Band selbst als authentische Schüler die Riffs in harte Breakdowns ballert, die Formel mit rezitierenden Passagen und melodische Flächen auffächern.
Was und auch schon zum subjektiven Zankapfel der Platte bringt: Auf What’s Left Unsaid durchziehen Foreign Hands ihren Sound mit einer markanten Dichte an cleanen Vocals (die passenderweise kaum näher an Geoff Rickly und Thursday-Assoziationen sein könnten) durchziehen – was einerseits die Bandbreite der Gruppe merklich erhöht und zudem stimmungsvoll in das Oldschool-Geflecht eingewoben wurde, dann zumindest in Horror Domain aber doch zu weit geht, weil der Pathos gerade nach dem planierend walzenden Finale von Laceration Wings ein wenig zu cheesy die breitenwirksame Verdaulichkeit in die Mangel nimmt.
Dass dies im Herzstück des Albums positioniert der Dynamik grundlegend nicht schadet, stimmt zwar, doch es ist gut, dass Conditioned for a Head-On Collision (mit Stativ Dress-Frontmann Olli Appleyard auf der Gästeliste und Post Hardcore-Tendenzen im Aufbau) die Balance im Amalgam wieder zurechtbiegt, bevor Shapeless in the Dark eine tolle Ausgewogenheit zwischen melancholischer Stimmung und aggressiv-heiser keifender Katharsis findet.
Überhaupt behalten Foreign Hands das große Ganze vorteilhaft im Fokus: Weshalb das Highlight Until the Sun Fades (mit Szene-Legende Matthew Mixon) den vermeintlich einfachen Ausstieg über das Fade Out wählt, ergibt beispielsweise nach kurzer Verwunderung schon Sinn, weil der Umstieg zum hymnischer ausgelegten Closer Magnetic Roses so weicher abläuft, als durch eine weitere moshende Wall of Death. Dennoch: ein bisschen mehr Risikobereitschaft in den Strukturen hier, etwas weniger Konsensbereitschaft da – und Foreign Hands hätten die hohen Erwartungshaltungen nicht nur umschiffend gestemmt.
Ohne das Niveau des deutlich weniger variablen Bleed the Dream vollends erreichen zu können (was allerdings eben primär an der stilistisch etwas anders gewichteten Auslage der Platte liegt und sich nicht mit den persönlichen Vorlieben deckt) positioniert sich What’s Left Unsaid damit gerade in Summe nichtsdestotrotz erfolgreich für den Kampf mit etablierten Kollegen wie Boundaries an der Metalcore-Spitze.
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