Foals – Life is Yours
Nach (und gerade durch) Everything Not Saved Will Be Lost – Part 2 schien es ja nicht nur so, als würden Foals die Band-Mitglieder ausgehen, sondern vor allem auch die starken Songs. Life is Yours justiert die Ausrichtung des verbliebenen Trios deswegen nun notwendigerweise nach.
Nicht dass Yannis Philippakis, Jack Bevan und Jimmy Smith ihren Sound komplett über den Haufen geworden hätten – Foals klingen immer noch nach Foals. Diese Unerkennbarkeit artikulieren sie diesmal allerdings über einen weitaus relaxteren Vibe, füllen den freigewordenen personellen Raum mit vielen Synthies und noch mehr Groove. Sie agieren unaufgeregter und ja, auch grundlegend sommerlicher – phasenweise gar wie eine Easy Listening-Version ihrer selbst, die angenehm nebenbei an hippen Strandbars laufen könnte, ohne gleich zur belanglosen Hintergrund-Nebensächlichkeit zu verkommen, während der Funk und die Disco (das mit smooten Handclaps, Cowbell und Licks ausgestattete 2001 mit seinem nahtlosen Appendix (summer sky) könnte auch ein auf Bewegung fokusierter Remix von Phoenix sein) , der Club (2AM), der New Wave (das mit pummeligem Bass pumpende Under the Radar) sowie der House-Einfluss (The Sound) im homogenen Spektrum so direkt in Griffweite kommt, wie nie zuvor.
Dass der der packende Rock-Aspekt dahingehend mittlerweile auch weniger zwingend ausgelegt wird, bedeutet im Umkehrschluss, dass kaum etwas explizit herausragt – es gibt praktisch keine fetzend aufs Gaspedal steigenden Szenen oder intime Momente balladesker Einkehr. Gerade herausragende Instant-Hits sind im überschaubaren emotionalen Spannungsfeld trotz einer flächendeckenden Eingängigkeit entlang der neu angetauchten, frischen (aber gefühlt auch im etwas gleichförmigen Tempo inszenierten) Vertrautheit auf den ersten Blick nicht auszumachen – nur die schmissige Mitchmach-Party des knackigen Wake Me Up hängt sich unmittelbar in die Gehörgänge und will dort auch nicht mehr so schnell weg.
Dafür ist – eingerahmt durch den tropical schimmernd in die Beine gehenden Titelsong-Opener und dem formoffenen, die Spannungen haltenden Strom-Closer Wild Green, deren Ziel es ist, die Körperlichekeit zum transzendental vom Zeitgefühl gelösten Traum zu überwinden – das auf konstant hohem Niveau liefernde (auch durch den enorm geschmeidigen Fluss der kohärenten Platte profitierende) Kollektiv der Gewinner.
Was alleine deswegen überrascht, weil die Band erstmals mit mehreren Produzenten (John Hill, Dan Carey, A. K. Paul, Miles Jame und Jono Ma) auf einem Album zusammengearbeitet hat, aber auch, weil die Einzelbetrachtung der Stücke durchaus ambivalent ausfallen kann: Crest of the Wave stampft etwa nostalgisch, ohne das etwas konkretes hängen bleibt, Flutter drosselt mit Dirty Projectors-Schillern die Feierlaune und haucht irgendwann eines der wenigen handfesten Riffs der Platte in den entspannten Gallop, schlurft nonchalant und monoton, jedoch eben im Kontext nicht langweilig, derweil Looking High sonniger Formatradio-Pop ist, dem der bestechende, zündende Funke für den Refrain einfach fehlt, bevor der Ausbruch symptomatisch wie ein zahmer Synthwave-Nachhall alter Explosionen agiert.
Darüber hinaus kristallisieren sich allerdings mehr noch mit jedem Durchgang – vor allem in der ersten Hälfte, bevor sich das Songwriting von Life is Yours ein bisschen im Zelebrieren der Ästhetik verliert – einige Grower aus dem kurzweiligen Gesamtwerk, die durchaus reklamieren, sich spätestens über die Live-Schiene zu veritablen Fan-Favoriten mausern zu können.
Also ja: Die Mitgliederanzahl der Foals ist geschrumpft, die Zahl der überragenden Einzelsongs nimmt ebenfalls ab. Doch haben die Briten einen Weg gefunden, diese Einschnitte über das runde Albumformat abzufedern.
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