Foals – Holy Fire

by on 7. Februar 2013 in Album

Foals – Holy Fire

Das dritte Foals-Studioalbum ist Aufbruch zu neuen Ufern mittels der Ausformulierung der auf den beiden Vorgängern eingeführten Grundprinzipien: das Gespür für Hits von ‚Antitodes‚ inszeniert mit den aufgefächerten Mitteln von ‚Total Life Forever‚ hievt die Briten in neue Pop-Sphären.

Mit ‚Holy Fire‚ haben die 2008 noch so tanzwütigen Math-Frickler Foals wohl ihre Definition einer Rockplatte aufgenommen, vielleicht sogar ihr Stadion-Album. Frontmann Yannis Philippakis sucht mit seiner Band große Momente, im Songwriting wie im dichten aber nie überladenen Sound. Mit Flood und Alan Moulder hinter dem Mischpult vermeintlich kein Wunder, aber noch deutlicher Errungenschaft der nimmermüde an ihren Fertigkeiten schürfenden Foals. Die beiden Vorabsongs ‚Inhaler‚ und ‚My Number‚ haben insofern die Richtung der abwechslungsreichsten Bandplatte bisher doch wahrheitsgemäß angekündigt: wo zweitere Nummer eine einzige so unverschämt eingängige wie funky-orientalische 80er-Lick-Hookline samt gefinkelten Breaks darstellt, schwillt ersterere in ihren knapp fünf Minuten permanent zu einzigen Druckpunkten mit schwer bratenden Gitarrenriff an: „I can’t get enough space“ schreit Yannis aus den Tiefen der Soundexplosion, um ihn herum tobt der majestätische Sturm.

Die markanten Gitarren, sie oszillieren freilich immer noch in erster Linie mit der Handschrift von ‚Total Life Forever‚ in einem weiten, beinahe postrockigen Raum – vertrackt ist die Band dabei zumindest an der Oberfläche kaum mehr, die Rhythmen arbeiten eher subtil so geschickt wie ausgefeilt an der unmittelbaren Zugänglichkeit ohne die grundlegende Schläue der Band auszuklammern. Beinahe jeder Song eignet sich dadurch als Single, sei es das mit geschickt eingewobenen Synthie-Schüben in den erkennbaren Fußspuren von ‚Miami‚ galoppierende ‚Everytime‚ oder im mit weiter Geste jonglierenden Ohrwurm ‚Bad Habit‚. Dennoch funktioniert ‚Holy Fire‚ am besten am Stück gehört, als Einheit.
Zu dieser hat das eröffnende ‚Prelude‚ zwar am wenigsten Essentielles beizutragen, nimmt mit bis in den Metal stierenden Gitarren dafür aber zumindest die für Foals-Verhältnisse beispiellose Härte-Exkurision am immer wieder neu Anlauf nehmenden Ende des abgehakt groovenden ‚Providence‚ ansatzweise voraus. Mit dem betörend herzlichen ‚Late Night‚ („Now I’m the last cowboy in this town /…/Calling out your name/ …/ Stay with me!„) haben die Exil-Londoner dazu eine eigene kleine Fortsetzung des Übersongs ‚Spanish Sahara‚ für die traurige Disco geschrieben; ‚Milk & Black Spiders‚ tritt ebenso zur gefühlsechten Beichte an: „You are the only thing I need„. Foals klingen dabei mehr denn je nach der Coverperspektive auf ‚Total Life Forever‚ – drei Meter unter dem Meer treibend in die Sonne blickend.

In diesen Momenten sind Yannis und seine vier versierten Mitstreiter immer noch am besten – wenn sie sich abseits ihrer technischen Fähigkeiten in melancholisch Welten verlieren. Insofern trumpft ‚Holy Fire‚ hinten raus noch einmal mächtig auf: mit dem überragenden Highlight ‚Stepson‚, einer mit klackernden Schnips-Beats ausgestatteten, schwelgenden Schönheit, am ehesten die fulminante Ballade der Platte. Um auch als ebensolche durchzugehen ist das abschließende, in sich ruhende Glanzstück ‚Moon‚ schon beinahe zu reduziert und unscheinbar, eher als ambienter Denker durchgehend. Dass der berührende Schlusspunkt von Lars von Trier’s Wohltat Melancholia inspiriert wurde glaubt man deswegen gerne – den Nachdruck seiner vorangegangenen Hits ablehnend will ‚Moon‚ jedoch nicht ins Epische wachsen, verglüht letztendlich schlicht. Foals erzwingen auf ihrem dritten – abermals jedwedem Hype standhaltenden – Album, einem vielschichtigen Grower, trotz aller Akribie eben nichts mit der Brechstange. Zurück bleibt dennoch abermals das Gefühl, dass die Briten ihr wirklich ultimatives Meisterwerk wiedereinmal auf das kommende Album hinausgezögert haben.

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