Fleshwater – Demo2020
Wer genau hinter Fleshwater steckt ist noch offen. Fest steht aufgrund der Demo2020 nur, dass sich die Band aus Georgetown ganz fabelhaft im aus der Zeit gefallenen Dunstkreis aus Shoegaze, elegischem Metal und verhuschten Alternative Rock auskennt.
Die Credits auf Bandcamp geben sich spärlich („mastered by zach rippy at sound signal audio“). Und nur wegen eines entprechenden Posts auf deren Facebookpage weiß man zumindest, dass es bei Fleshwater personelle Überschneidungen mit Vein gibt. Was sich so spätestens dann nachvollziehen lässt, wenn das dynamisch dramatische This, If Anything mit relativ zackig grundierenden Rhythmus und gemischtgeschlechtlich aus der Melancholie gehauchten, ätherisch anpackendem Gesang ganz am Ende mit elektronischen Störgeräuschen sowie einer zum Noise tendierenden Gitarre hantiert, aggressiveres Geschrei zumindest den Hintergrund aufmischen darf – auf der Demo2020 also durchaus Anknüpfungspunkte zu Errorzone von 2018 vorhanden sind.
Grundlegend aber sind die Referenzen dieser ersten Talentprobe anderswo zu suchen. In den 90ern und bei den Deftones etwa vor allem, aber auch im Schaffen von den Smashing Pumpkins, My Bloody Valentine oder Seaheaven. Demo2020 speist seine tiefer gestimmte Atmosphäre zwischen diesen Ansatzpunkten aus einer verträumt verwaschene Lo-Fi-Ästhetik in den Vocals, einer metallischen Färbung in den rockigen Konturen, die allerdings nur mit einer schemenhaften Härte agieren, sich lieber einer verschwommene Melancholie hingeben, nostalgisch im Reverb baden und dabei bittersüße Melodien absolut einnehmend ausbreiten.
Mag etwa Linda Claire – als einzige Nummer, die nur auf den weiblichen Part im Gesang setzt – insofern gleichermaßen heavy groovend und transzendental leichtgängig agieren, wird die nebulöse Stimmung weniger von der kompakten Riffarbeit kontrastiert, als dass sie sich durch diese aufgefüllt ausbreitet. Weswegen es auch kein Widerspruch zum tonangebenden Ambiente ist, dass Fleshwater im letzten Drittel der Nummer die Zügel loslassen und sich geradezu wild gehen lassen, dabei aber dennoch eine sehnsüchtig sinnierende Bedächtigkeit über allem liegt.
Das abschließende What Was Really Said agiert sogar regelrecht poppig twistend, ohne aus dem Rahmen zu fallen – schwer zu sagen, ob der trockene Sound der Drums ist, die düstere Romantik der Nummer, oder die unbeschwerte Lockerheit einer luftig umspülenden Dichte, die am entwaffnendsten aus dem eklektischen Songwriting auftritt.
Dass dabei noch Luft nach oben besteht ist natürlich klar – Demo2020 skizziert hier eher die potentielle Klasse einer vor großen Reminiszenzen nicht zurückschreckenden Band. Diesen ersten Gehversuch sollte man sich trotzdem unter keinen Umständen entgehen lassen – auch wenn der Bandcamp-Preis der EP mittlerweile vom „Name Your Price“-Prinzip auf einen Dollar angehoben wurde.
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