Fiddlehead – Between the Richness
Fiddlehead, die Supergroup um die Have Heart- und Basement-Achse, macht auf ihrem zweiten Studioalbum Between The Richness alles mindestens ebenso gut, wie auf ihrem Debüt Springtime and Blind vor drei Jahren.
Eigentlich ist die Melange, die Pat Flynn und Drummer Shawn Costa (beide ehedem bzw. noch noch bei Have Heart respektive Free beschäftigt), die Gitarristen Alex Henery (Basement) und Alex Dow (Big Contest), sowie Bassist Casey Nealon (Youth Funeral) im Spannungsfeld aus 90er Post Hardcore, Midwestern Emo und College Rock als ideale Verbindung von Title Fight, Tiger’s Jaw oder Balance & Composure mit den Lehren des Walter Schreifels vom Stapel lassen, sogar noch eingängiger geworden – ja, phasenweise schon sogar zu poppig, weil Flynns Stimme in den etwas aggressiveren, zumindest aber angriffslustiger und roher agierenden Songs einfach besser funktioniert. (Vor allem gilt das für das Highlight Eternal You, das wie ein sommerliches Gaspedal zu frühen At the Drive-In oder Sparta klingt, mit seinem rauen Call and Response-Widerhaken – die es trotzdem ermöglichen, dass sich die Nummer hinten raus ein resigniertes Sinnieren gönnt…ja, in der Inszenierung könnten es sich viele Stücke hier weitaus stromlinienförmig einfach machen!).
Ungeachtet subjektiver Präferenzen haben Fiddlehead jedenfalls hinsichtlich der Griffigkeit nochmal ein Quäntchen nachgeschraubt und motivieren zehn neue Ohrwürmer – so simpel wie verdammt effektiv und kompakt, einfach enorm unterhaltsam.
Flynn und Co. gönnen sich im Verlauf der Platte zwar stimmungsvolle Schnörkel, wie gleich das Vintage-Intro in Grief Motif demonstriert, verschwenden aber grundlegend keine Zeit für Ideen, die nicht unbedingt schmissig, zügig und zugänglich sind. Dabei würzt die Allstar-Truppe ihre klare Agende ständig mit Ideen, die der Dynamik neue Facetten abringen, die die Dringlichkeit und Schmissigkeit nicht abzunutzen, jedoch den Adrenalin- und Endorphinpegel trotz der inhaltlich eigentlich melancholischen Ausrichtung hoch halten – weswegen der Einstieg in Between The Richness eigentlich auch nur eine Startrampe ist, anschwillt und an Fahrt aufnimmt, poppunkig den nahtlosen Übergang zu The Years forciert und danach defacto den kurzweiligen Hits die Klinke in die Hand gibt.
Wie unerbittlich bleibt etwa das in jeder Hinsicht der Melodie verpflichtete Million Times hängen, wie organisch gelingt im zurückgenommener polternden Loverman die Brücke aus Harmonie und Romantik, flottem Drive und schwelgender Tiefe? Down University wagt den Twist bis zum Chearleader-Schmankerl, die stampfenden Drums zappeln interessant gepimpt, der Refrain verlangt nach brennenden Kehlen. Get My Mind Right übersetzt das skandierte Muster in den aus mehreren Ecken beschallten Pit, der Epilog zaubert Handclaps aus der piñata und bremst jegliche Übersättigung aus. Life Notice tendiert mit seinem rezitieren Text zum Indierock von Popular, löst die Zügel dann aber doch lieber powerpoppunkig zum Emocore oder Turnstile intensivierend.
In Joyboy erinnern die gedrosselten Gitarren dagegen an die Anfänge von Biffy Clyro – als leichter Bruch im bis dahin nahtlosen Fluss der ausfallfreien, supergeschmeidig durchhörbaren (aber dennoch in der ersten Hälfte konstanter triumphalen) Platte übernimmt die schöne, weiche Nummer geradezu verträumt-stringent aber auch eine wichtige Rolle dürfte Dynamik von Between The Richness im Ganzen, bevor Heart to Heart die Vorzüge dieser ungeplanten Rückkehr noch einmal zusammenfasst. Gedanken an die Halbwertszeit oder etwaige Abnutzungserscheinungen spielen dabei vorerst nur eine untergeordnete Rolle. Die (etwas zu) sauber ausbalancierten 25 Minuten des Fiddlehead-Comebacks zeigen eine pointierte Prägnanz und Charakter (auch wenn ein paar schroffere Kanten erfreulich gewesen wären), nehmen sich Raum zur Variabilität und destilliert das Momentum. Kurzum: eine ideale Sommerplatte. Für Szenefans sicherlich sogar noch locker mehr als nur das.
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