Fever 333 – Wrong Generation
Nach 13 Tagen auf den Straßen von Los Angeles hat Jason Butler den Protesten den Rücken gekehrt und mit den üblichen Verdächtigen (Travis Barker und John Feldmann) die EP Wrong Generation für Fever 333 zusammengeschraubt.
Während das amerikanische System einen längeren Atem beweist, ruht Butler zumindest am zweiten siebten Tage nicht, und hat nach einigen Singles nun wieder ein Konglomerat aus Tracks zusammengetragen. Am Ende wird Wrong Generation spätestens mit den angepappten Last Time (ein als Klavierballade verkleidetes Interlude, wie John Feldmann es aus The Used nicht mehr herauskitzeln konnte) sowie dem bereits bekannten, Pathos-poppigen Supremacy jedoch trotzdem wie ein versprengtes Sammelsurium aus Einzelstücken anmuten.
Vor dem wenig homogen eingearbeiteten Bruch zur ruhigeren Gangart zündet die nominelle Szene-Gang allerdings ihr angestammtes Blender-Sperrfeuer aus synthetisiertem, überproduzierten 90er-Rap Metal und serviert plakativ aus dem Erbe von Rage Against The Machine (diesmal im Titelstück übrigens sogar gleich 1:1 übernommen) und Linkin Park kopierte Vorschlaghämmer. Wahlweise ohne Authentizität, sicher aber ohne jegliche Raffinesse oder Mehrwert, hinter einer unmittelbaren Übersättigung, die durch den infektiös von Butler kanalisierten Energielevel zwar für das kaum objektive Hate Listening nach wie vor genug dringliche Spannung erzeugt, abseits davon jedoch alleine in den weiterhin desaströsen Texten aber immer noch wie ein auf Trends gebürstetes, pseudo-agressives Kapital-Melken aus so simpel wie möglich transportierten Polit-Schlagworten anmutet.
„You‘re messing with the wrong generation!“ keift der Frontmann jedenfalls im Titelsong und es ist klar, dass der 34 Jährige damit nicht seine eigene meint – was so ja durchaus beim (jüngeren?) Publikum anzukommen scheint, so lange die Effekte unter digitalen Steroiden knallen und die Aufmerksamkeitsspanne rund um knackige Parolen keinem ausgeprägten Songwriting folgen muß.
Nummern wie das voluminös übersteigerte Bite Back, das in den Strophen die eiligen Tempi durchprobiert und im Chorus den fetten Breakdown auspackt, im Tribal-Fieber der Bridge auch wahllose Chöre auffährt und sich am Reißbrett letztendlich in einen Rausch steigert, funktionieren zumindest effektiv, auch das für explosive Pits gemachte Flickwerk U Wanted a Fight kann man bei aller Abneigung gegen Fever 333 tolerieren.
Ein Block is on Fire mutet dagegen allerdings wie ein dilettantischer Rapcore-Remix einer überschaubaren Idee an, so unsagbar aufgesetzt und nervtötend schaumschlägernd, während die Titelnummer ihre Protest-Catchphrases am Hip Hop-Gerüst (samt GZA-Zitat) als Versatzstück ohne organische Strukturen verschraubt. Kompositionell ist Wrong Generation eine Zumutung.
So oft ist die so eindimensional auf Explosivität gebürstete Agenda der Band (?) eben weiterhin eher Ästhetik und Attitüde als Substanz. Da muss es genügen, dass Walk Throught the Fire in einer Gospel-klatschenden Umrandung einen Clusterfuck samt super catchy (freilich ebenso schnell wieder vergessenen) Refrain darstellt, und For The Record mit Walter Delgado besonders energisch am Hardcore drückt, die Riffs und Hooks aber komplett identitätslos und uninspiriert bleiben, den Baukasten so kalkuliert wie möglich bedienen. Weswegen Fever 333 auch weiterhin gewissermaßen bestenfalls das musikalische Äquivalent zu Transformers im Blockbuster-Kino darstellen. Mit eingeschaltetem Hirn will man sich diesen marktwirtschaftlich auf Stromlinienförmigkeit maßgeschneiderten „Protest“ einfach weiter nicht antun.
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