Fever 333 – Darker White
Jason Aalon Butler nutzt den Reboot von Fever 333 für den Versuch, das fünf Jahre alte Debütalbum Strength in Numb333rs mit dem Zweitwerk Darker White anhand leicht verschobener Perspektiven qualitativ noch einmal zu unterbieten.
Nach dem Ausstieg von Stephen Harrison und Aric Improta bzw. dem Engagements von Ex-The Mars Volta-Drummer Thomas Pridgen sowie April Kae und Brandon Davis als neue Erfüllungsgehilfen korrigiert Butler – ohne seine ehemaligen Strippenzieher John Feldmann und Travis Barker an der Seitenlinie, dafür aber mit einer ganzen Armada an Co-Songwritern – die Crossover-Ausrichtung von Fever 333 noch eine Spur weiter zum Rap. Wobei sich damit an den grundlegenden Problemen nichts ändert.
Die Kompositionen bleiben rein auf ihre plakative Attitüde ausgerichtete Clusterfuck-Sammelsurien aus generischen Baukasten-Ideen, deren bemühten Strophen-Spasmen von cheesy dem Stadion entgegenschmachtenden, viel zu oft wiederholten Refrains im Zaum gehalten werden. Alles schön kompakt zu einem willkürlichen Mixtape ohne Spannungsbogen mit mitunter grenzdebil anmutenden Texten verschnürt, die die politischen Ambitionen des Projekts in oberflächlicher Banalität untergraben.
Der Rap Metal in New West Order klingt so gleichzeitig irritierend altbacken und bemüht trend-getrimmt, nervt mit fiependen Synths und clubtauglichen Bässen rund um eine Mitsing-Animation, lässt aber vor allem die Frage offen, was genau Pridgens Arbeit bei diesen eindimensionalen Beats darstellt. Das Nu Metal-Riffing in Higher Power ist pures Recycling, aber grundlegend hat die viel zu lange dauernde Nummer Energie und Kraft, während Bull & a Bullet quasi Black Skinhead als düsterer Puppenkiste-Singalong samt Trap-Beat-Switch ist. No Hostages macht den veritablen Banger als RATM-Copycat-im-Arena-
$wing operiert wie eine Methods of Mayhem-B-Seite mit Linkin Park-unwürdigem „Lalalala“ und Hardcore-Klischees. Murderer stülpt seine schön dramatische Catchiness voller Pathos über eine Stangenware-Melange aus Industrial Pop und tausendmal anderswo gehörten Metal-Riffs, bevor Tourist eine Looney Tunes-Parodie auf Street Rap mit Poolparty-Flair sein könnte. Inklusive gebührender Eingängigkeit und sogar einer G Funk-Linie. Bezeichnend auch, dass Butler in dieser wenigstens kurz gehaltenen Geschmacklosigkeit durchaus nicht unauthetisch am Reißbrett konstruiert, was impulsiv und hungrig auftreten soll.
Nosebleeds könnte in Form und Inhalt („I built this on my own/ I did it for the homies/ In the nosebleeds/ Fought the devil for my soul/ And now I’m feeling holy/ With some gold teeth“) als Karikatur auf die modernen Rohrkrepierer von Tom Morello durchgehen – nur ist das eben auch ein seinen unbedingten Ohrwurm-Hebel derart erbarmungslos ansetzender Beinahe-Hit, der exemplarisch für die Stärken und Schwächen der Platte steht: Wie gut könnte all das sein, wenn Butler seine großen Refrains mit etwas mehr Raffinesse und einer relevanten Halbwertszeit ausstatten würde, und das Drumherum nicht nur penetrante heiße Luft wäre?
Gerade ein Desert Rap wäre dann beispielsweise mehr, als ein im Kern mit unnötigen Effekten torpedierter, schier endlos dauernder Poprock, der schmissig in den Fußstapfen von Chester Bennington funktionieren könnte, wenn Butler nicht derart versessen auf ständige ADHS-Action wäre, um an den Zielen vorbeizumäandern.
Und während die Tendenz zu mehr Rap in seltenen Ausnahmefällen durchaus überzeugt – etwa dem okayen Doppel aus dem erst trockenen, dann aufs Gaspedal steigenden Do or Die oder dem vergleichsweise minimalistisch und zurückhaltenden Negigence als angenehm unspektakuläre Filler – lässt sich über Geschmack spätestens beim derart in die Hosen gehenden Finale der Platte kaum noch streiten.
Das Autotune-verseuchte DOA langweilt wie ein Remix-Sedativum ohne Masterplan und repetiert seinen gruseligen Refrain derart oft, dass es selbst für die absurden Standards von Darker White eine Zumutung ist, bevor es Pin Drop gelingt, ein halbgares Pharrell-Imitat mit Trap-Anbiederungen und Industrial-Gitarren aus der Grabbelkiste zu sein. Mob Music Pt. 2 verschraubt seine Verehrung für 2001 um formelhafte Bubblegum-Segmente, will aber mit Drohgebärden einschüchtern: „This ain’t never been a game to me, bitch (And it still ain’t, bitch)/ I ain’t even hearin‘ what you sayin‘ to me, bitch/ ‚Cause I’m deaf to the lame shit, bitch (And I still can’t, bitch)/ …/ This that real mob music“ skandiert Butler als Hansdampf in allen Gassen, um mit dieser grotesk überreizenden Entertainment-Katastrophe wohl näher denn je an seinem Idealbild des spannenden Pseudo-Aktionismus-Eklektizismus zu landen.
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