Felix Gebhard – Wise Words For Elmore Bubbles
Der ehemalige Home of the Lame-Denker und Lenker Felix Gebhard schwimmt sich für ‚Wise Words For Elmore Bubbles‚ von einengenden Konventionen und vorgefertigten Songmustern frei, treibt losgelöst zwischen ambienten Soundflächen und experimentellen Folkpophandgriffen. Oder: eine einzelne, über 27 Minuten ausgebreitete Entdeckungsreise.
2 Minuten dauert es, bis seine warme Akustikgitarre in die schüchtern glimmernde Atmosphäre zu fließen beginnt, eine knappe weitere, bis Gebhard mit seiner Stimme die Hand reicht, Klammern setzt und durch die so facettenreiche Klanglandschaft von ‚Wise Words For Elmore Bubbles‚ zu führen beginnt. In den Hintergrund klettert schüchtern ein kleines Banjo, das ist Musik die alle Zeit der Welt kennt, von innen wärmt und sich einer unaufdringlichen Schönheit verschrieben hat. Das kennt man von Home of the Lame, von Gebhard und all seinen zahlreichen Wirkungsstätten: dieses Gefühl von wehmütiger Hoffnung, den Silberstreifen am Horizont mit einer selbstverständlichen Gelassenheit zu begegnen: „Life is whatever you make it to be„.
Immer mehr Schichten türmen sich auf, Gebhard begleitet sich auf mehrerern Ebenen selbst bis zu immer intensiver werdenden 60s-Harmonien, schließlich kulminiert das Szenario nach füneinhalb Minuten zum psychedelischen Instrumentalminimalismus aus sich verschiebenden Feedbackschleifen und sanften Melodieansätzen. Hypnotisch breitet sich das Szenario aus, ganz gemächlich beginnen Gitarren und Rhythmik in den Song zurückzuschreiten. Wann genau ‚Wise Words For Elmore Bubbles‚ begonnen hat exzessiven Psychedelik-Rock anzudeuten kann da nur noch bestimmen, wer nicht jegliches Zeitgefühl in diesem Sog verloren hat. Wenn Gebhards Stimme aus anderen Sphären wiederkehrt wähnt man sich mitten drinnen in der Sountrack of Our Lives-Reunion, mit seinem aus dem Ruder laufenden Gitarrensolo vor reichlich Western-Flair ist es zudem nicht weit bis zu den hemmungsloseten Momenten der letzten Grails-Platte.
Der Startpunkt für den Endspurt, den triumphalsten Part von ‚Wise Words For Elmore Bubbles‚: die Übergangsphase von der sehnsüchtig perlenden Bluesgitarre bis hin zum majestätischen Drone-Moment zerreißt es förmlich vor ergreifender Anmut. Wie vieles hier sind das Schnappschüsse die sich gut und gerne noch weiter in die Länge und Breite ziehen hätten dürfen – die angezogenen Zügel verhindern jedoch auch ein enervierendes Ausfransen des erstaunlich kurzweilig gehaltenen Gestaltenwandlers. Bis zu Minute 20 baut Gebhard eine flirrende Postrock-Aufnahme, welche die zuvor aus den Augen verlorene, Gitarrenspur wieder aufgreift und das Szenario langsam in der flimmernden Unwirklichkeit von Barn Owl und Konsorten zu versinken droht. Gebhard und seine Akustische fungieren ein letztes Mal als Rettungsring in dem aufgefahrenen Soundmeer, schließen das Möbiusband ‚Wise Words for Elmore Bubbles‚ nahtlos.
Die neue, beinahe hüllenlose Ausdrucksform, die Gebhard abseits von konsumfreudig verpackten Kurz-Nummer gefunden hat: sie steht ihm ausgezeichnet, selbst, wenn noch der Eindruck besteht, dass sich der Deutsche erst angefangen hat in einen Klangraum vorzutasten, der erst noch die wirklichen Großtaten für ihn parat halten sollte. Ob dem so sein wird, wird die Zeit zeigen. Eine Antwort auf die stets herrschende Frage, wie aus stellenweise absolut minimalistischen Mitteln hier denoch stets eine derart maximal wirkende Emotionswucht ohne Brachialität entwachsen kann, die liefert Gebhard vielleicht ganz zum Schluß bereits jetzt schon: „Never stay in one place to long/ Stay curious and keep moving on„.
Vinyl LP in Felix Gebhards Onlineshop |
Kommentieren