Feist / Mastodon – Feistodon
von Oliver am 22. April 2012 in EP
Der Record Store Day macht es möglich: Indie-Elfe Feist versucht sich am progressiven Metal von Mastodon, die Radaubrüder im Umkehrschluss am zartgliedrigen Feingeist Pop. Klingt nach dem unterhaltsamen Wahnsinn, der ‚Feistodon‚ in seiner Konsequenz dann auch ist.
Von Mastodon ist man den Hang zu Coverversionen ja gewohnt. Die haben schon ZZ Top und die Melvins im Repertoire und ohnedies ein Rad ab. Für den diesjährigen Record Store Day wirft man dann gleich jegliche Berührungsängste über Bord und bandelt bei den Flaming Lips an, liebäugelt aber eben auch mit ‚A Commotion‚, dem wahrscheinlich kratzbürstigsten Kleinod vom letztjährigen Feist Drittwerk ‚Metals‚. Dem Albumtitel folgend macht sich die Kanadierin Feist wiederum über ‚Black Tongue‚ von Mastodons ‚The Hunter‚ her. So krude diese Symbiose im Vorfeld auch erschienen sein mag, so kompromisslos funktioniert das dann doch.
Von ironischer Annäherung an den jeweils fremden Song kann jedenfalls bei beiden Parteien keine Rede sein. Sowohl Feist als auch Mastodon machen sich die fremden Songs vollständig zu Eigen, verdecken die Erinnerung an die Urheberschaft leidenschaftlich und makellos. Dabei nähern sich beide Splitsingleteilnehmer aus unterschiedlichlichen Richtungen mit dem selben Ansatz: Wo Feist ‚Black Tongue‚ entschleunigt, geben Mastodon ‚A Commotion‚ mehr Gas und speisen die Vorlagen dennoch nicht billig ab:
Feist singt da plötzlich über einem doomverliebten Rockstomper im Zeitlupentempo, die Leadgitarre heult hundsgemein verschmutzt, spacige Synthieeffekte krallen sich das Ganze im Mittelteil. Einmal mehr ein Paradebeispiel, wie gut etwas Schmutz und Staub dem feingeistigen Chanteusen-Pop der Kanadierin steht.
Mastodon walzen dann über ‚A Commotion‚ mit dem typischen Brann Tailor Kraken-Schlagzeugspiel drüber, tausend Fills inklusive, und im Refrain darf plötzlich eine dissonante Gitarrenlinie heulen. Wo der Chorus im Feist Original ein energischer Massenaufschrei war, ist er hier der melodische Höhepunkt der psychedelisch angehauchten Metaltrips.
‚Feistodon‚ ist ein kurzweiliges Vergnügen geworden, das die Vorzüge einer solchen Splitsingle auf das Deutlichste aufzeigt – wenn sich die Künstler denn auf die Kunst des Cover-Handwerks verstehen und den bearbeiteten Song verinnerlicht haben. In diesem Fall fällt die so gerne vorgenommene Suche nach einem „Sieger“ der Kollaboration auch denkbar günstig aus: Einzig und allein die Musikkonsumenten. Welche schnell genug für die auf 2500 Stück limitierte 7″ Single dran sind, natürlich vordergründig.
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