Father John Misty – To S. / To R.
Die beiden Songs To S. und To R. stellen das erste Originalmaterial von Josh Tillman seit seinem 2018er-Album God’s Favorite Customer dar – veröffentlicht im Rahmen des exquisiten Sub Pop Singles Club Volume 5-Formats bzw. digital via Bandcamp.
Auch wenn das fünfte Studioalbum von Father John Misty selbst dadurch noch nicht am Horizont erkennbar ist, bleibt 2020 nach Off-Key in Hamburg und Anthem + 3 ein veröffentlichungstechnisch umtriebiges Jahr für den ehemaligen Schlagzeuger der Fleet Foxes. Hinter der Doppel A-Seite To S. / To R., aufgenommen in den Fivestar Studios sowie dem Funky Monkey Soundhaus NoHo in Los Angeles, produziert von Dave Cerminara und The Haxan Cloak, verbergen sich dabei zwei geradezu klassisch ausgelegte, sanfte Herolde.
To S. schrammelt nostalgisch auf der Gitarre und klimpert melancholisch, aber nicht schwermütig, am Klavier. Bald gesellten sich nautische, bittersüß-erhebende Streicherarrangements zu der verträumten Ballade, folgen der liebenswerten Melodie ohne jeden Zwang. Typischer und vertrauter kann eine Rückkehr eigentlich kaum klingen, gerade wenn Tillman Sätze wie “What about life on the ground/Makes you feel so strange?/ Without the blues you’re tethered to/ I’m sure you’d float away.“ bietet. Dieser latente Jon Brion-Vibe dazu – absolut bezaubernd!
To R. übernimmt dort einerseits direkt, bekommt durch seinen smoothen Schlagzeugbeat aber eine noch leichtere Gangart, zu der das Piano gedankenverloren tänzelt, der Father sich an eine Symbiose aus Melodielinien rund um jene des Titelsongs von God’s Favorite Customer schmiegt, die orchestralen Texturen abermals vorsichtig im Hintergrund glimmern, dann aber die Führung übernehmen und den Song scheinbar mühelos zu einer imaginativen Weite führen, die sich mit subversiver Grandezza ausbreitet. Das markiert nicht nur strukturell den Höhepunkt der Nummer, ohne ihre dezente Dramatik auch nur ansatzweise aufzudrängen – hier zeigt sich vielmehr die große Klasse von Tillman, ausgerechnet, wenn der prätentiöse Selbstdarsteller aus dem Scheinwerferlicht tritt.
Gravierende stilistische Paradigmenwechsel im Œuvre des Father John Misty sind nach diesen beiden im besten Sinne unspektakulären Diskografie-Erweiterungen jedenfalls nicht zu erwarten. To S. / To R. sagen aber auch: Das ist (sehr) gut so!
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