Father John Misty, The War on Drugs [18.8.2015: Arena, Wien]
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Während Father John Misty etwas zu knapp gehalten wurde und sein Set glatt und gut kalkuliert runterspielte, konnten dafür die Senkrechtstarter 2014 The War on Drugs in voller Länge zeigen, was sie so zu bieten haben und dabei mehr als erwartbares Schunkeln beim Publikum hervorrufen.
Um Punkt 20 Uhr dröhnte aus dem Nichts lauter Orgelsound aus der großen Halle und alle, die bis dahin noch bei der Outdoor-Bar standen, hatten es plötzlich eilig reinzukommen. Father John Misty eröffnete mit dem Titeltrack des aktuellen Albums ‚I Love You, Honeybear‚ seine kurze einstündige Show und wirkte grazil und gleichzeitig ironisch auf der Bühne, wo er sich schlangenartig bewegte, große Gesten ausführte, sich sogar bei dem Opener auf den Boden schmiss.
Doch trotz dieser Energie und Darbietung auf der Bühne blieb Josh Tillman die ersten fünf Lieder distanziert, richtete kein Wort ans Publikum. Könnte einerseits am straffen Zeitplan gelegen haben, an einem verstimmten Frontmann oder gleich beidem. Nach einigen glatt und perfekt dargebotenen Songs erbarmte sich Father John Misty schließlich und stellte pragmatisch fest: „If you weren’t here, this would be awkward.“ und kündigte mit „This is my Hit!“ ‚Bored in the USA‚ an, das er famos ironisch präsentierte, sich selbst für die getroffenen hohen Töne lobte und das Publikum bespaßte.
Danach waren alle versöhnlich gestimmt und feierten die letzten drei (und einzigen des Sets) – sagen wir einmal – „animierende“ Nummern: ‚This is Sally Hatchet‚, ‚Hollywood Forever Cemetery‚ und ‚The Ideal Husband‚ gebührend (beim letzten Song flog sogar eine Akustikgitarre, die Tillman einem Roadie Backstage zuwarf, was die Stimmung noch mehr anheizte). Retrospektiv schien es, als wäre alles zuvor nur ein Vorspiel für diese abschließenden vier Nummern gewesen. Schnell, ohne großen Aufsehens und ohne für eine Zugabe wiederzukommen (der Zeitplan) verschwand der sympathisch-aufgeweckte ehemalige Fleet Fox und machte Platz für The War On Drugs.
Deren Set hatte, zumindest was die schnellen, in dem Fall auch fließenden Übergänge anging, einiges mit Father John Mistys gemein. Das war allerdings auch schon alles an Gemeinsamkeiten. Der Stimmung nach zu urteilen hatte die Mehrheit des Publikums auf diesen Act des Abends gewartet, denn diese stieg enorm mit Einsatz des ersten Synthiesounds von ‚Arms Like Boulders‚. Wer hätte das gedacht? Nicht nur typisch schunkelnde, sondern auch wirklich abfeiernde, textsichere Fans sorgten über die ersten Reihen hinaus und quer durch die ganze Arena für gute Stimmung. Besonders ausgelassen wurde diese bei Songs des letzten Albums ‚Lost in The Dream‚, der die Band nach annähernd 10 Jahren Underground schließlich hoch katapultierte – zurecht, wie es auch diese Show bewies.
Mal brachte einen der Sound beinahe schon in Trance, zog einen in den Bann, konnte aber bei dem Publikum, das die Band noch nicht oder nur vereinzelte Nummern kannte, schnell einseitig wirken. Eindreiviertel Stunden, teilweise fließend von einem Lied zum nächsten, können je nach Geschmack ermüdend gleichklingend bis unendlich, aber auch positiv, als einheitliches Werk wirken. Die großen Nummern wie ‚Red Eyes‚ oder ‚Under the Pressure‚ rissen aber kollektiv zumindest zu leicht schwingenden Bewegungen mit und teilweise fühlte man sich wie bei einem Dylan Konzert (bei ‚Eyes to the Wind‚ zum Beispiel), bei dem man gerne mitsingen würde, der Künstler aber just in dem Moment kleine Intonationsänderungen vorgenommen hat und einen so aus dem Konzept bringt.
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