Father John Misty – I Love You, Honeybear
Josh Tillman, vormals Schlagzeuger des bärtigen Männerchors der Fleet Foxes, veröffentlicht nach ‚Fear Fun‚ von 2012 mit ‚I Love You, Honeybear‚ sein zweites Solo-Album. Eines vorweg, wer sich nach dem letzten Werk mehr Folksound gewünscht hat, wird enttäuscht sein. Die Arrangements in ‚I Love You, Honeybear‚ sind gesteckt voll mit Instrumenten – ob geschwollene Streicher, elektrische Gitarrenklänge, sogar für Flöten ist Platz und das oft in nur einem Song. Neben einigen Folkmomenten sind, allerdings ähnlich umfangreich wie die Bandbreite der verwendeten Musikinstrumente, auch jazzige, soulige sowie elektronische Exkurse zu finden.
Bereits der Albumname wirft Fragen auf. Warum ‚I Love You, Honeybear‚? Egal, darauf scheint es keine Antwort zu geben, außer vielleicht, dass es sehr herz(-schmerz)lastig werden könnte. Was man allerdings weiß, ist, dass es ein (autobiographisches) Konzeptalbum sein soll oder zumindest eine Art davon. Laut Tillman dreht es sich dabei um den Protagonisten Josh Tillman, einen scheiternden, nicht bindungsfähigen, narzisstischen Typ. ‚I Love You, Honeybear‘ erzählt seine Geschichte dabei nicht immer chronologisch, aber bietet Einblicke in spezielle Episoden Josh Tillmans (Liebes-)Leben der letzten 4 Jahre. Allein die Entscheidung, den eigenen Namen in einen Songtitel einfließen zu lassen (‚The Night Josh Tillman Came to Our Apartment‚) zeigt diesen Willen auf oder verweist zumindest auf die narzisstische Ader Tillmans. Eben diese wird auch bei der Beschreibung des eigenen Sounds sichtbar: Tillman selbst sieht den Sound von ‚I Love You Honeybear‚ irgendwo zwischen Solo-John Lennon, Scott Walker, Randy Newman, Harry Nilsson und Dory Previn verortet, was von ihm allerdings wesentlich weniger Instrumenteneinsatz verlangt hätte. In einigen Fällen mag er vielleicht richtig liegen was die Parallelen angeht, aber allein die Anmaßung eines Vergleichs mit Musikern der späten 60er/70er, die zumindest einen Ohrwurm pro Album produziert haben und deren Alben kommerziell erfolgreich waren, scheint etwas größenwahnsinnig, vor allem für die Musik, die schlussendlich auf ‚I Love You Honeybear‚ geboten wird.
Diese ist zwar, wie schon erwähnt, breit gefächert, versucht mit allen Mitteln, Möglichkeiten, Instrumenten, verwandten Genres etwas Einzigartiges, Besonderes zu schaffen, das aber leider dadurch untergeht. Chorpassagen wie in ‚Chateau Lobby 4 (in C for Two Virgins)‘, ‚When You’re Astride Me‚ oder ‚Strange Encounter‚ (um nur ein paar zu nennen) scheinen dabei noch das bekannteste (weil Fleet Foxes) und tolerierbarste Mittel, das sich durchzieht. Verstörend, weil überhaupt nicht zum Rest passend, erscheint ‚True Affection‚ als synthetisch-organische Symbiose – Elektrogeräusche gepaart mit Backgroundchor. Der Rest der Songs verschwimmt zu einem Konvolut aus gut gemeinten, aber wenig besonderen, sich nicht im Ohr verfangenden Melodien, untermalen von Glockenspielen (‚The Night Josh Tillman Came to Our Apartment‚ erzeugt damit sogar Velvet Underground’sche ‚Sunday Morning‚-Momente), Streichern, Piano (‚Bored In The USA‚), Bläsern (‚Chateau Lobby 4 (in C for Two Virgins)‚ und und und.
Neben dem großen Musikequipment, sehr sehr vielen Chorpassagen (die Fleet Foxes– Vergangenheit kann eben nicht ganz ausgeklammert werden), elektronischen, jazzigen und souligen Exkursen lässt sich zwar schon noch der gesuchte Folk finden, allerdings stellt sich die Frage, ob man in dieser Verpackung darauf überhaupt noch Lust hat.
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