Father John Misty – I Love You, Honeybear Demos, etc.
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Die Karrieren von Kendrick Lamar und Josh Tillman bleiben schicksalhaft miteinander verbunden: während der eine seine neue Jeanshose zur Schau stellt, feiert der andere das zehnjährige Jubiläum des zweiten Father John Misty-Albums mit I Love You, Honeybear Demos, etc.
„Had to do his super bowl performance today of all days nice“ kommentiert Tillman das neuerliche Zusammentreffen mit seiner Nemesis augenzwinkernd und veröffentlicht sein Jubiläums-Präsent heimlich, still und leise ausgerechnet während der Halbzeitshow als (Under) Statement. Übrigens exklusiv in digitaler Form. Denn die I Love You, Honeybear Demos, etc. erschienen physisch bereits 2015 – als Kassette, die einigen Pre-Order-Exemplaren der Vinyl-Version von I Love You, Honeybear beigepackt war.
Die hier neuerlich – und erstmals für die Mehrheit der Father-Anhänger legal verfügbar – aufgefahrenen 41 Minuten sind, das kann man aus dieser Release-Historie wohl auch ungehört schließen, in erster Linie für den harten Kern der Fan-Gefolgschaft interessant.
Instrumental praktisch auf Stimme, Gitarre und ein spartanisch Schlagzeug reduziert wird es zwar auch für diese geöhnungsbedürftig sein, mit dem übersteuerten LoFi-Sound in seinen schmerzhaften Höhen zurechtzukommen.
Wie gut die Substanz des Songmaterials dahinter ist, wird dadurch aber eigentlich nur umso überdeutlicher. Zumal es interessant ist, die Urprünge der von Tillman und Jonathan Wilson letztlich so ambitioniert ausproduzierten Nummern zu sehen. Sei es die Indietronic von True Affection oder die noch deutliche Fleet Foxes-Nähe von Strange Encounter. Wie groß Bored in the USA ist, lässt sich schon anhand einer fast acapella dargebotenen Skizze erahnen und auch bei Went to the Store verschwindet praktisch alles außer ein paar Saiten-Schraffuren im Raum hinter dem Gesangs-Mikro, wo Harmonien wie geisterhafte Erinnerungen vergehen.
Als Kirsche auf der Sahne gibt es dann mit dem tollen, eindringlich und tiefgründig reproduzierten Singer Songwriter-Cover von Nirvanas Heart-Shaped Box aus der zeitnah zum Release eingespielten SiriusXM-Session auch noch I Loved You Honeybee – eine mit herrlich gefühlvoll zum Kitsch tendierenden Streichern ausgeschmückte Variation des Album-Titelstücks.
Was so alles Kendrick freilich nicht die Schau stehlen wird – aber zumindest die Augen von Komplettisten auch ohne hinkende Gegenüberstellung zum Leuchten bringen sollte.
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