Father John Misty – Anthem +3
Unaufgeregter Indie-Folkrock, bescheiden bleibend, aber mit Klasse in der Komfortzone: Nur wenige Monate nach einem grandiosen Live-Mitschnitt verneigt sich Father John Misty auf Anthem + 3 vor Leonard Cohen, Link Wray und Cat Stevens / Yusuf.
Anthem, den Aufhänger dieser unvermittelt veröffentlichten EP, hat Josh Tillman erst vor wenigen Wochen mit seinen Kumpel Jonathan Wilson aufgenommen. Angenehmerweise verkneift sich das Duo dabei jedwede prätentiöse Theatralik und interpretiert die Leonard Cohen-Nummer ergeben im Dienst der Sache: Ein getragener, elegisch-sanfter Groove breitet sich zu ätherischen Synthieschwaden aus (die nicht so billig und esoterisch klingen, wie Cohen dies gerade in ab den 90ern gerne wollte; sondern warm und organisch), dazu sitzt der Father an seinem melancholischen Klavier, es fehlen die Chöre. Das gefällt aus aufgeräumter und sparsamer Tribut, nahe am unerreichbaren Original; unaufgeregt, aber auch zu lange, weil zu monoton.
Am anderen Ende der EP beschließt mit One of Us Cannot Be Wrong ein Beitrag von The Songs of Leonard Cohen Covered aus dem Jahr 2012 dem Cover-Reigen: „It features a 25 piece band and has been remixed for this release“ sagt Tillman und macht u.a. mit Bläsern, Streichern, Gitarren und Orgel für eine weihevolle Bigband-Grandezza auf – die Arrangements tragen also den Gutteil der Interpretation, während Father John Misty seine Liebe zu dieser Form des Storytellings kultivieren darf.
„Trouble and Fallin‘ Rain have never been officially released before.“ heißt es dann weiter in den Linernotes – was aber keineswegs bedeutet, dass man die beiden Stücke in der Father-Version noch nicht kennen kann.
Trouble (im Hall badend und durch und durch im Tillman-Patent-Sound lässt das den Folk so elegant, unaufgeregt und ruhig in die Konzertsäle gleiten) war als Harold & Maude-Reminiszenz 2014 in der Dokumentation Once I Was: The Hal Ashby Story zu hören. Das EP-Highlight Fallin’ Rain wiederum wurde 2018 in der Serie Castle Rock benutzt – als einzige nicht von Wilson produzierte, sondern von Haxan Cloak-Multiinstrumentalist Bobby Krlic betreute Nummer, begrüßt eine Akustikgitarre hier in einer Lounge, bevor behutsam gesetzte Tastenanschläge und ein zurückgelehntes Schlagzeugspiel vor wunderbar akzentuierten Arrangements kein Hehl daraus machen, dass das Link Wray-Stück von Bob Dylans It’s All Over Now Baby Blue träumt.
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