Ezra Furman – Perpetual Motion People
Ein bisschen vom Stil der Jackie O, 50er Jahre Doo-wop-Chöre, Saxofontöne gepaart mit rotzigem, punkigen Gesang – so überzeugt Ezra Furman mit seinen Boyfriends 2015 auf der neuen Scheibe ‚Perpetual Motion People‘.
Furman, der in der Vergangenheit schon einige Bandkonstellationen ausprobiert hat, begann mit Folkrock, teilweise stark dylanesk (‚Take Off your Sunglasses‘) angehaucht und schaffte sich so schnell seine Fanbasis. Beim neuen Album hat er sich aber scheinbar auch schon von früheren Zeiten inspirieren lassen. Man findet nicht nur gewohnt viel Rock’n’Roll und Postpunk-Zitate (‚Hark! to the music‘), sondern auch schwülstige Saxofonmomente, stechendlaute Keyboardtöne (‚Restless Year‘) oder Backgroundchöre, die an die 50er erinnern. Das alles wird abgerundet durch knallroten Lippenstift, Minikleid und eine Perlenkette.
Ezra Furman lebt seine Andersartigkeit nicht mehr nur durch die Musik aus, seit diesem Album zeigt er sie auch ganz offen – auf der Bühne wie auch auf dem Albumcover. Aber nicht nur hier merkt man, dass er komplett er selbst ist. Die Texte der neuen Songs sind bestimmt von seinen Ansichten, Geschichten, aber auch von seinem Tagesablauf wie zum Beispiel bei ‚Haunted Head‘, in dem er einen typischen Tag beschreibt, vom Frühstück bis zum sinnlosen Herumfahren im Auto und das mit einer großen Portion Ironie und Erzählkunst. Als klares Statement gegen Engstirnigkeit und fehlender Akzeptanz könnte man ‚Body was made‘ verstehen, wenn Furman in einem T-Rex anmutenden Song, feststellt: “Body was made, so just fucking relax (…) don’t let the hateful try and take it away.”
Man könnte jetzt glauben, es erwarte einen ein aufbauendes, durchwegs positives Album – aber weit gefehlt, das spielt es bei Ezra Furman nicht. So aufgeweckt, lebensbejahend und mitunter auch tanzbar die Melodien zum Teil auch klingen mögen (‚Lousy Connection‘ oder auch ‚Wobbly‘), so traurig und schwermütig sind einige der Texte. Die ruhige Countrynummer ‚Hour of Deepest Need‘ zum Beispiel, die unter anderem die einsichtige Zeile „Sometimes the wound hurts bad indeed/ But sometimes you just got to let the sucker bleed“ enthält oder auch ‚Ordinary Life‘ („One time in Boston I lost the will to live“) zeigen das ganz offen.
Ezra Furman scheint sich durch die Neudefinition (seiner Selbst wie seiner Musik) gefunden zu haben. ‚Perpetual Motion People‘ vereint viele verschiedene auf den ersten Blick nicht zusammenpassende Genres, springt stimmungsmäßig zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt und überrascht eben dadurch den Hörer mit jedem Song aufs Neue. Somit wird es nicht nur zu einem aufregenden, soliden, spaßigen Stück Musik, sondern sicher auch zu einer der besten Platten von Ezra Furman bisher.
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