Explosions In The Sky & David Wingo – Prince Avalanche
Explosions in The Sky-Schlagzeuger Chris Hrasky erwähnt beim sonntäglichen Superbowl-schauen mit Regisseur David Gordon Green (Pineapple Express) wie gut sich die malerische Landschaft des texanischen Bastrop State Park doch als Drehort eignen würde. Nun spielt das Remake der isländischen Komödie Either Way mit Emile Hirsch und Paul Rudd in den Hauptrollen genau dort.
Und Explosions in the Sky stemmen gemeinsam mit ihrem Kumpel David Wingo den dazugehörigen Soundtrack. Bis man Prince Avalanche Ende September dabei in hiesigen Gefilden im Kinosaal präsentiert bekommt wird auch angesichts des überschaubar bleibenden Publikumsansturms noch einige Zeit vergehen. Gemeinsam mit dem Komponisten und Ola Podrida-Frontmann Wingo prophezeien die texanischen Postrock-Schwelger bis dahin abseits durchwachsener Kritiken jedenfalls schon einmal das Bild eines ruhigen, in sich gekehrten Filmes, der die in kleinen Gesten berührende, hoffnungsvolle Momente kreieren zu scheint – zumindest stellen dies die 15 Songs des Soundtracks in Aussicht. Diese – vielleicht als größtmögliche Auszeichnung für einen Score überhaupt – funktionieren auch ohne die dazugehörigen Bilder durchwegs stimmungsvoll und weitestgehend schlüssig, lassen das Kopfkino in der unbedarften Schönheit des Alltäglichen schwelgen.
Mit den weitschweifenden Tremolo-Postrock-Soundlandschaften der regulären Studioalben hat ‚Prince Avalanche‚ dabei weniger zu tun (am ehesten noch mit dem Klavierlastigen ‚The Rescue‚ von 2005), als vielmehr die vorangegangene Scorearbeit zu ‚Friday Night Lights‚ mit weiterzuspinnen. ‚Prince Avalanche‚ ist schemenhafter und skizzierter als typische Explosions in The Sky-Arbeiten, kaum an- und abschwellend in der Dynamik, generell kürzer in den Kompositionen. Reichhaltig instrumentiert konzentriert man sich auf Miniaturen, die wie im das wiederkehrende Grundthema der Platte vorstellende ‚Theme From Prince Avalanche‚ vor allem auf verträumt gezupfte Gitarren und melancholisch perlenden Piano-Akzente setzen, dazu eine nahezu allgegenwärtige sinnierende Oboe in den Fokus rücken. Der Einfluss von David Wingo ist dabei stets spürbar, alleine wenn etwa durch ‚Rain‚ dezente Ahnungen einer Mundharmonika huschen, anderswo auch Trompeten und unaufdringliche Blechbläser (‚Can’t We Just Listen To The Silence‚) Platz in den abseits der Leinwand gefühltermaßen doch auch zu schnell verglühenden Ohrenschmeichlern finden.
‚Dear Madison‚ liebäugelt dafür mit Walzer-Anleihen, ‚The Lines On The Road That Lead You Back Home‚ ist weiche Radiatorenmusik mit feinen Melodietupfern, ‚Wading‚ ambiente Synthieflächen in Balmorhea-Nähe und ‚Alone Time‚ lässt im Unterbewusstsein einen leicht synthetischen Beat hinter dem weitläufigen Panorama existieren – das sind Grails nicht weit! In genau dieser Ausrichtung gelingt David Wingo und dem texanischen Quintett dann neben dem herzerwärmend zerbrechlichen, wunderschön gesponnenen Kleinod ‚Hello, Is This Your House?‚ dann auch der beste Moment des Soundtracks: ‚Join Me On My Avalanche‚ schält sich aus pulsierenden Sunshine-tauglichen Soundwelten, wird dank seiner Percussion immer dynamischer und gespenstischer, wächst unaufhörlich in die Intensität und implodiert dann mit verwunschenem Geheule im Hoheitsgebiet von Colin Stetson.
Dass der kurzweilig gehaltene Reigen im Rahmen von Gordon Green’s Werk wohl noch weitaus besser zu tragen kommt, bleibt da (zumindest vorerst) noch reine Annahme. Lust auf den Indie-Film macht ‚Prince Avalanche: An Original Motion Picture Soundtrack‚ jedenfalls durchaus und weitaus anstandsloser, als die Nachfolge des (zwangsläufig sättigerenden) 2011er Explosions in the Sky-Albums ‚Take Care, Take Care, Take Care‚ anzutreten. Was bleibt ist das Gefühl einer variablen Fingerübung deren beste Momente auch einigen bezaubernden Leerlauf vergessen machen. Die Postrock-Elite als Soundtracklieferant, das passt da wie dort jedenfalls durchwegs überzeugend.
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