Evile – The Unknown

by on 17. November 2023 in Album

Evile – The Unknown

Hell Unleashed war ein tolles, besonders aggressives Thrash-Comeback der Neo-Veteranen Evile. The Unknown ist nun, zwei Jahre später und auf Napalm Record angekommen, etwas…anderes.

Nämlich der Versuch einer konsequenten Hommage an moderne Metallica (also ab dem schwarzen Album), im Grunde gar bis hinein in den eigenen Identitätsverlust.
Was durchaus für eine gewisse Unberechenbarkeit an sich sprechen könnte (auch wenn sich die Band ja früher schon stark bei Hetfield und Co. bedient hat) und irgendwie sowieso okay wäre, wenn Evile dem Markenmonster mit The Unknown kurzerhand zeigen würden, wie es in dieser Ausrichtung geht: die Ära der späten Metallica lässt schließlich durchaus Luft nach oben.
Allerdings klingen die Engländer nun eher wie eine müde Karikatur der Vorbilder, hecheln der lahmenden Institution tatsächlich farblos und uninspiriert hinterher, als auch nur irgendetwas besser zu machen – was im Angesicht der Qualität von (dem an dieser Stelle rückblickend viel zu wohlwollend bewerteten) 72 Seasons alleine schon für sich spräche.

Tatsächlich wirkt es aber so, als würden Evile sich in der Rolle der Kopisten in jeder Hinsicht selbst limitieren: absolut kompetent, aber so unsäglich langweilig platzt das Quartett nie aus dem Korsett heraus, alles scheint mit Handbremse gespielt. Mit grotesk bemühtem, pathetischen Alternative Metal Gesang, seltsam seelenlos und blutleer intoniert, ist The Unknown gefühlt eine ohne jede Raffinesse oder hängen bleibende Idee auskommendes Recyceln von Metallica-Klischees, trägen Uff-Zack-Hardrock-Rhythmen aus dem (Re)Load-Fundus (ohne wirklich zwingenden Groove) und austauschbar generischen heavy Riffs (die man von Hetfield und Hammett gefühlt schon unzählige Male besser serviert bekommen hat) in einem Strom aus kalt lassenden Versatzstücken, der kaum Spannung und nur wenig Dramaturgie erzeugt, weswegen sich 47 Minuten auch wirklich enervierend ziehen, wenn Evile über weite Strecken im frustrierend monotonen Midtempo versumpfen.

Dass im Mittelteil des Albums, rund um das so befriedigend die Handbremse lösenden Out of Sight doch noch ein wenig Tempo ins Spiel kommt, die Thrash-Band Evile also wirklich Thrash spielt und damit tut, was sie einfach verdammt gut kann, macht das das ernüchternd energielose Kraut tatsächlich aber nur bedingt fett.
Denn wenn eine doomige Schwere wie in Monolith grundsätzlich funktioniert, wird das Szenario bis zur Übersättigung ausgewalzt und dann auch noch von kontraproduktiven Ideen wie prolligen Hintergrund-Shouts torpediert, bevor When Mortal Coils Shed seine an sich eine schöne, melodiöse Sehnsucht schnell als halbgares Möchtegern-Plagiat von Nothing Else Matters zäh mäandernd nicht zum Punkt finden lässt, und damit jeglicher Relevanz beraubt.
Für die immer noch große Masse an Metallica-Anhängern könnte The Unknown damit gewissermaßen immer noch als leidlich spannendes Methadonprogramm überzeugen (all jene dürfen sich dann wohl auch einen Punkt bei der Bewertung hier dazudenken), allen anderen bleibt höchstens die solide, wiewohl keinerlei Reize zum Wiederhören bietende Handwerkskunst zum Festhalten in der Enttäuschung.

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