Everyone Says Hi – Everyone Says Hi
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Wirklich schön, wenngleich letztlich ein bisschen zu egal: Der ehemalige Kaiser Chiefs-Lenker Nick Hodgson hat mit einem 00er-Indie-Allstar-Quartett im Rücken als Everyone Says Hi gewissermaßen die angenehme Antithese zu den ersten beiden Alben seiner ehemaligen Band aufgenommen.
Dass Pete Denton, Ben Gordon, Glenn Moule und Tom Dawson dereinst Mitglieder bei The Kooks, The Howling Bells und The Dead 60s waren, hört man dem selbstbetitelten Debüt der Engländer an. Mehr noch: dieser Hintergrund ist sogar ein elementarer Teil der insgeheim auch über eine nostalgische, assoziative Komponenete funktionierenden Veteranen-Kombo.
Überhaupt markiert die transportierte Stimmung des leicht elektronisch angehauchten Indie Rocks sogar den eigentlichen Schwerpunkt der Musik, weniger wirklich packendes Songwirting. Dieses geht nämlich zwar stets problemlos ins Ohr. Nur bleibt es dort kaum hängen, sondern verflüchtigt sich mit einer zwangloser Nonchalance relativ reibungslos wieder. Dass Everyone Says Hi sich auch noch selbst mit dem gewählten Relasetermin im Weg steht, indem das Album in der kalten Jahreszeit seine PS sicherlich weniger gut auf den Boden bekommt, als es in Form eines gefälligen Sommer-Soundtracks der Fall gewesen wäre, passt da zusätzlich ins Bild.
Ob man Everyone Says Hi ein halbes Jahr im Hinterkopf behalten wird ist also fraglich, wiewohl die 35 Minuten der Bowie-Fans durch eine unaufdronglich sympathische Ausstrahlung an sich wenig per se falsch machen.
Der zu verhaltene Opener Somebody Somewhere ist auf einem unaufgeregt dahinlaufenden Beat und zurückgelehnt schrammelnde Gitarren gebaut, melodiös und luftig, harmonisch und leicht, derweil die bittersüße Melancholie des schunkelnden Poprock Lucky Stars nicht nur im Refrain eine romantische Sehnsucht zeigt, die von Nada Surf in einem gefälligen Britpop-Kontext der 00er stammen könnte, wenn die sich am Ende mit Solo und (effektiven, aber streng genommen komplett generisch arrangierten) Streichern zu Paul Weller bekennen würden: ab hier zieht die Platte an. Only One führt eine offene Aufbruchstimmung zur befreiend klimpernden Unbeschwertheit und das synthpoppige Brain Freeze fängt einen Sonnen-Mixtape-Beitrag aus einer Galaxie auf, in der MGMT herrschen, die sinfonische Patina und monumentale Tendenzen der Beatles leicht psychedelisch aber nur eine Ahnung sind. I Wish I Was In New York City ist ein Syd Matters-Anachronismus – oder Midlakes Acts of Men als schillernde Pop-Platte – der nur offen lässt, wie (un)befriedigend das minimal eingepferchte Solo für alle Beteiligten sein kann.
On The Same Side wächst aus der Klavier-Ballade im betulichen Scheinwerferlicht eines Konzertsaals samt Streicher-Panorama und nimmt wirklich schön an Hand, I Wasn’t Dreaming stellt mit sanftem Dösen die Frage, wer kann sich noch an The Sleepy Jackson oder The Morning Benders erinnern kann. Der hippieske Pop von Holding On To Let Go passiert zwischen Inside In/Inside Out und Konk, Did I Just Fall In Love im Fahrwasser der Beach Boys und Tried And Failed bietet nicht nur Weezer die gemütliche Beschallung für Urlaubsabende an – auch wenn sich die Band hier schon merklich in der plätschernden Belanglosigkeit verliert.
Überhaupt tut Everyone Says Hi niemanden weh: die Eindrücke von Employment wirken zwei Jahrzehnte später eindrücklicher nach, als ein 20 sekündiger Abstand zu diesem ebenso abgeklärten wie ungezwungenen Einstand hier – was in Sachen Penetranz freilich positiv zu verstehen ist. Zumal Everyone Says Hi sich als heimlicher Grower erweist, der dann doch knapp über den Durchschnitt kletternd gefällt. Dennoch müssten Hodgson und Co. den Hebel zukünftig einfach energischer und bestimmter ansetzen, um mit viel Wohlwollen nicht zukünftig am peripheren Blickwinkel durch das Raster zu fallen.
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