Every Time I Die – Ex Lives

von am 4. März 2012 in Reviews

Every Time I Die – Ex Lives

Der Trend betätigt sich: Every Time I Die bleiben die Ausnahmeerscheinung des Genres und prügeln dem Metalcore mit feistem Grinsen die Fresse wund.

I’m the silence before the Storm!“ brüllt Keith Buckley in ‚Drag King‚ vertrauensvoll seinem Chor vorweg und verdreht die Tatsachen. Denn immer noch sind Every Time I Die weniger der Sturm und schon gar nicht die Ruhe, weder davor dazwischen noch danach. Viel eher der nach der Verwüstung durch die Stadt bretternde Sanitätstrupp des Genres, der auf Überlebende eintritt und den Bewusstlosen mit wasserfestem Stift den Schnauzbart aufmalt. Überhaupt ist das sechste Album der Band eine einzige Bestätigung der vielen Konstanten in der Karriere der bunten Hunde. Metalcore ist das wieder nur am Papier, weil die vier New Yorker viel zu brutal gen Mathcore und Sludge wüten, den Hardcore mit fies austretendem The Bronx-Rock gleichermaßen zum Faustkampf fordern wie fetten Southern Rock Metal. Viel wichtiger aber: Every Time I Die werden in feinen Nuancen weiterhin immer besser darin, was sie tun, steigern sich von Album zu Album.

Der bisherige Schaffenhöhepunkt ‚Ex Lives‚ tackert ohne Rücksicht auf Verluste dahin, nimmt entgegen dem Albumcover keine Gefangenen im Bandshirt. Auch mit abermals getauschtem Bassisten sind Every Time I Die Meister im Mienenlauf. Der nicht mehr ganz so neu dazugekommene Ryan Leger rattert unter den fanatischen Gitarrenabfahrten dazu wie von der Tarantel gestochen an den Fellen und überhaupt: Klangen Every Time I Die schon jemals derart tight? Sicher ist, dass Buckley und Williams ihre Stakkatoriffs im Geschwindigkeitsrausch mitreißender denn je aus den Ärmeln schüttelt, nur um im nächsten Moment wieder die breitbeinige Pose einzunehmen. ‚Ex Lives‘ scheut wie immer nicht vor Stilbrüchen und dem so typisch krudem Humor der Band zurück: Da wissen Every Time I Die vom Alkoholgehalt im Blut des Teufels, das Banjo Intro von ‚Partying Is Such Sweet Sorrow‚ ist natürlich ganz grober Unfug und gerade dadurch wahnsinnig geil – die ersten Sekunden von MastodonsDivinations‚ haben jedenfalls ausgedient. Und wer dann auch noch Synthies und Flöten unterbringt, ohne dabei ertappt zu werden, macht ohnedies etwas richtig.

Dass dieser kurzweilige Brocken so einiges zu bieten haben würde, davon kündigte bereits die repräsentative Vorabnummer ‚Underwater Bimbos From Outer Space‚. Aggressiv wie immer, ausgefuchst im Detail und eingängig wie ein Zahnarztbohrer. Melodisch schlägt ‚Ex Lives‚ gar den Bogen retour zu ‚The Big Dirty‚ und vermengt die vielfältige Brutalität von ‚New Junk Aesthetic‚ zur schweißtreibenden Sause abseits des besinnungslosen Raserei. Der Popgehalt wurde vor allem in den clean gesungenen Passagen noch einmal nach oben geschraubt, was das abschließende Beinahe-Epos ‚Indian Giver‚ zur Moshpithymne mutieren und ‚Revival Mode‚ trotz haarigem Kniddelsolo übers Ziel hinaus schießen lässt. Ein simples Aufkochen alter Werke ist für die Metalmänner trotz gleicher Zutaten natürlich nicht drinnen, viel eher leuchten sich Every Time I Die in Details neu aus und zeigen abermals ihre Schokoladenseite. Das variantenreichste Album der Band bisher sollte zumal auch all jenen das Maul stopfen, die meinen, Every Time I Die würden ohnedies immer nur den selben Song aufnehmen. Spätestens wenn die Amerikaner gar nicht so heimlich, still und leise den nächsten Etappensieg erreicht haben wird´s ohnedies jeder gewusst haben: Die visieren den Genrekönig an. Und sei es nur, um den Festsaal in ein Tollhaus samt Cage Fight umzudekorieren.

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