Ethereal Shroud – Lanterns

von am 5. November 2022 in Single

Ethereal Shroud – Lanterns

Atmosphärischer Black Metal im überwältigenden Cinemascope: Das als Bonus-Track für Trisagion neu aufgenommene Lanterns gibt es nun auch als separat erhältliche Single.

Nachdem Joseph Hawker Ethereal Shroud unter den Eindrücken des Erfolges, den seine 2021er-Großtat einfuhr, im unschlüssigen Hin-und-her ja letztendlich (glücklicherweise) doch nicht beerdigt hat, ist der Brite bisher vor allem damit beschäftigt, die Merch-und Vinyl-Nachfrage zu seiner Spielwiese zu stemmen – an neue Musik ist da nach Trisagion vorerst nicht zu denken.
Insofern ist die Neuigkeit, dass Lanterns nun auch die verdiente Präsenz im Rampenlicht bekommt, an sich nicht sonderlich spannend – wer den zweiten Langspieler von Ethereal Shroud im (physischen oder digitalen) Plattenregal stehen hat, der nennt den Song, der bisher auf sich alleine gestellt nur als Non-Album-Demoversion erhältlich war, wohl auch bereits in der voll ausformulierten Version sein eigen.
Trotzdem sorgt dieser – streng genommen wenig Mehrwert für den längst rekrutierten Fan bietende – Release für die Gelegenheit, neuerlich über diese knapp 14 Minuten zu schwärmen: Selbst im Angesicht des enorm hohen Niveaus auf Trisagion wäre Lanterns ein Highlight auf dem Album gewesen; so verdammt gut ist dieses Epos.

Es beginnt elegisch im sehnsüchtigen Gitarren-Geplänkel, ungefähr bei Metallica an der Schwelle zum Mainstream Anfang der 90er. Der Pathos schwebt an melancholischen 80er-Synthies entlang, bricht postrockig flimmernd hymnisch auf, wie schwelgender Goth im gemäßigten Tempo.  Die Saiten thronen funkelnd über flehenden, leidenden Vocals und ebenso effektiven wie ausgefuchsten Drums, die wogende Verträumtheit des Blackgaze geht atmosphärisch und melodisch auf.
Ab der Hälfte der Nummer übernehmen auch Blastbeats das moderate Tempo, und Lanterns entwickelt eine geradezu orchestrale Grandezza und Schönheit, eine erhabene Epiphanie. Die Nummer badet in einer Einkehr, die The Cure kennt und emotional aufgewühlt zum Sternenzelt von Deafheaven aufbricht, immer intensiver, zwingender und packender. Schade nur, dass das Finale derart überragend dann zu abrupt von seiner stellaren Imposanz in die Stille abtaucht und knapp zwei Minuten in der tatsächlichen Leere sinniert.
Dennoch gilt: wer dieses Glanzstück noch nicht kennt oder besitzt, der greift als Genre-Fan bedenkenlos nun zu – alle anderen dürfen die Veröffentlichung zumindest als Erinnerung daran verstehen, wie grandios das Triumphjahr von Ethereal Shroud nachwirkt.

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