Escuela Grind, The Snub [17.07.2024: Music House, Graz]

von am 18. Juli 2024 in Featured, Reviews

Escuela Grind, The Snub [17.07.2024: Music House, Graz]

Escuela Grind schieben im Music House von Graz einen spontanen zusätzlichen Stopp auf ihrer European Turbulence Summer 2024-Tour ein. Auf Betriebstemperatur gebracht wird die Bude davor von The Snub

Das lokale Quartett macht von Anfang an keinen Hehl daraus, dass es prominenteren internationalen Gästen durchaus den Rang ablaufen kann: der Hardcore Punk von The Snub will keine Originalitätspreise, zeigt aber mit einem unbedingten Können der Materie Identität und eine eigene Handschrift – sei es durch starke Basslinien, eine charakteristische Stimme, das schmissige Songwriting oder eine schnörkellos antreibende Performance.
Mit D-Beat-Sprit und Blast-Kerosin samt Crust-Dreck zündet das jedenfalls auf herrlich infektiöse Weise, mit viel Tempo und griffiger Dynamik – live sogar nochmal eine Kante spritziger rotzend als auf der (an dieser Stelle sträflich übersehenen) aktuellen, im Zentrum der Setlist stehenden Platte Sorry for Your Pride, weswegen der Funke insofern auch schnell auf ein begeistertes Publikum überspringt, das zur Zugabe auch noch mit Lara Bekanntschaft machen darf.

The Snub 1

The Snub 2

The Snub 3

Zugabe gibt’s von Escuela Grind am Ende eines 40 minütigen Sets dann übrigens keine.
Dafür aber die komplette EP DDEEAATTHHMMEETTAALL als finalen Abriss des Konzerts, der im Grunde ohnedies keine Wünsche offen lässt. Oder, neben den aktuellen Singles Turbulence und Always Watching You, Ausblicke darauf, dass cleaner Gesang mit dem kommenden Dreams on Algorithms kein ausschmückendes Gimmick in der Welt von Escuela Grind sein wird, sondern tragendes Element – was zumindest live überraschend stark als zusätzliche Facette funktioniert.

Escuela Grind 1

Escuela Grind 2

Was noch? Es gibt (aufgrund gebrochener Zehen) unkonventionelle Schuhwerk-Entscheidungen auf Seiten von Gitarristin Krissy Morash, die ausgelassene Air-Kicks nicht ausschließen und einiges an Smalltalk (samt Deutschkurs) von Brüllwürfel Katerina Economou zwischen den Songs, was aber nur zu willkommenen Atempausen inmitten der Attacken sorgt, wo Zügellosigkeit wichtiger ist, als ein paar schlagzeugtechnisch überhastete Momente.
Der Abend hält außerdem witzig/ stupide Call-and-Response-Animationen von Drummer Jesse Fuentes parat (die eigentlich nur überdeutlich vorführen, wie viel Bock die Gruppe aus Ithaca am Spaßfaktor ihres Band-Daseins hat) und als Konterpart (nach ein, zwei Songs zum allgemeinen Warmwerden) umso hemmungslosere Pits und sogar eine abschließende Wall of Death.

Escuela Grind 3

Escuela Grind 4

Dass das kleine Music House (im Gegensatz zum Rockhouse in Salzburg) Escuela Grind ohne lange Vorlaufzeit an einem bisher unverplanten Tag ihrer Europa-Reise eine relativ spontane Auftrittsmöglichkeit eingeräumt hat, bringt die Location (und die Veranstalter) so zwar nicht mehr aufs (an diesem Abend am schon ordentlich leergegrasten Merchstand endgültig ausverkauften seiende) Tour-Shirt, aber wohl ins Herzen der Musiker.
Zudem füllt es den Raum gut – und nahezu ausnahmslos mit motiviertem Publikum (sowie ein oder zwei etwas zu aggro eingestellten Dudes). Einer Zuhörerschaft jedenfalls, die Gedanken daran zu verschwenden scheint, dass Escuela Grind die derzeit sicherlich  kontroversest diskutierte Band in der Grindcore-Szene sind (sich bei diesem Gastspiel aber als mutmaßlich ziemlich nette Typen präsentieren). Bei einem derart kurzweilig Gas gebenden, rund zusammengestellten Gig fallen derartige Dinge aber auch verschwitzt durchs Raster: Live macht das einfach noch mehr Laune als auf Tonträger, sollen die Grindcore-Puristen sagen, was sie wollen.

 

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