Errors – Have Some Faith in Magic
Im Pressetext wird ausdrücklich davor gewarnt, Errors vorschnell in die Postrock Ecke zu stellen. Dabei hat das dritte Album der Schotten ohnedies mehr von einer elektronischen Popplatte.
Verdächtig ist das natürlich: vier Schotten veröffentlichen instrumental gehaltene Musik auf Rock Action, dem Hauslabel von Mogwai – immerhin die amtierende Postrock-Macht schlechthin. Nur weiß man mittlerweile: Errors spielen Rock, der auf Melodien anstelle abgenutzter Laut/Leise Dynamik setzt, wissen dabei um polyrhytmische Drumschläge und scheuen selbst vor dem Afrobeat nicht zurück. Wer hierzu Postrock sagt, muß in diesem Kontext auch Mathrock sagen – und setzt sich damit mindestens ebenso in die Nesseln. Weil das eigentlich eben auch irgendwie – und mehr als je zuvor – astreine Popsongs sind, die nur eben so gut wie ohne Gesang auskommen. Obwohl: Hätte The Cure Chefgoth Robert Smith absehen können, wo Errors mit ihrem Drittwerk hin wollen, hätte er den auf ‚We Were Exploting Anyway‚ untergebrachten Gesangspart wohl nicht 65daysofstatic zur Verfügung gestellt, sondern den Schotten hier.
Gepasst hätte Robert Smith auf ‚Have Some Faith in Magic‚ mindestens ebenso gut, wird hier doch der elektronische Postrock, den 65daysofstatic einst so gewöhnungsbedürftig ins Rampenlicht gebracht haben weiter- und umgedacht. Nur eben ohne der Brachialbeats. Die Synthesizer heulen auch hier unentwegt, Keyboardeffekte glitzern flächigig im Hintergrund während die Gitarren in allen Farben des Regenbogens leuchten aber trotzdem nur selten sichtbar werden. Das Rhythmusgerüst sitzt stramm, die Beats hüpfen nervös, gelegentlich drängen sich Gesänge durch den dicht gestaffelten Sound. In ‚Magna Encarta‚ geschieht dies etwa, die Vorherrschaft behalten dennoch futuristische Klangeffekte – Stimmen sind für Errors immer noch die Fabelwesen ihrer Musik. Irgendwie klingt das dabei immer nach Musik für Raumstationen, in denen ausgeflippte Klischee-Japaner im Chillout-Modus sich gerade die Haare färben oder durch lange Röhren Pudel in Richtung Tanzfläche ausführen. Sphärische Elektromucke, die nicht gerade die Melancholie gepachtet hat: Post-Electro.
Am schönsten wird die neongrell Zukunftsvision, wenn sich Errors am klassischen Song versuchen und einen Gang runter schalten. ‚Barton Spring‚ mäandert da als zauberhaft entrückter Industrial Song durchs Nirvana, ‚Blank Media‚ plätschert in solchen Momenten in der Nähe von Air vorbei; Phoenix hätten ohne ihren Killerinstinkt in Sachen Hittauglichkeit über so etwas eventuell schon einmal nachgedacht, als sie Duran Duran Platten gehört haben. Für ‚Earthscore‚ haben sich hingegen brutzelnde Computer Gedanken über Weltmusik gemacht und irgendwie schlagen Errors ohnedies immer den stilvollsten Spagat zwischen 1980ern und einem zukünftigen Phantasie Star Teil. Das ist manchmal zu flippig um es ertragen zu können, manchmal zu gut, um wahr zu sein. Nur Postrock, das ist ‚Have Faith in Medicine‚ eigentlich nie wirklich.
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