Envy – Seimei

von am 19. November 2022 in EP

Envy – Seimei

Im Pandie-Zeitraffer sind tatsächlich bereits knapp drei Jahre seit The Fallen Crimson vergangen – da zelebrieren Envy für die EP Seimei also bereits wieder ihren Trademark-Sound aus post-rockiger Gaze-Sehnsucht und muskulösen Hardcore-Kräften.

Ein stilistisches Amalgam, auf das die Band seit Jahrzehnten abonniert ist, und an dem man sich wohl nie satt hören wollen wird.
Insofern ist es auch kein Beinbruch, dass Seimei – „It entrusts the word to the usual way of life that awaits us, finding a small hope in the dark passage of time“ – nach dem manchmal auch zum Kitsch neigenden The Fallen Crimson nun eine betont archaische Interpretation des patentierten Signature Sounds von Envy ist, hinter dem Artwork von pg99-Spezi Chris Taylor sowie der Produktion von toe-Kumpel Takaaki Mino quasi relativ formelhaft mehr vom Üblichen bietet und seinen Hang zu Synth-Arrangements eher nebenher in drei solide Standards einführt.

Der mit knapp sechsminütige Titelsong und Opener holt am Post Metal in vertrauter Weise ab, wenn Tetsuya Fukagawa so beschwörend und dringlich rezitiert, die Gitarren dazu die erhebende Aufbruchstimmung majestätisch verträumt und elegisch anlegen, bis der wuchtig getragene Refrain mit verzweifelter Stakkato-Hingabe brüllt, urgewaltig und massiv. Hinten raus öffnet die Band zudem unvermittelt das Ventil zum epischen Klimax mit choral angedeuteten Texturen – für solche Szenen liebt man Envy!

Zanshin verwehrt einen solch expliziten Zenit, konzentriert sich eher auf die Kraft der dicht stehenden, kompakt treibenden Rhythmussektion als Katalysator für die unruhig gehetzte Spoken Word-Performance. Die Gitarren und Keyboard-Patina werden da beinahe geschluckt, so wie die Japaner eilig das Post-Prädikat vor dem Hardcore wegkurbeln und gewissermaßen einen kurzen Brecher liefern, der hinsichtlich der Katharsis aber etwas unbefriedigend bleibt.
Den Eindruck, dass Seimei im Ganzen das gewisse Etwas fehlt kann dann der ambienter ausgelegte Appendix Tamayura am wenigsten abstreifen – die gerade einmal 109 Sekunden der Nummer funktionieren eher wie ein flüchtig skizziertes Outro für einen kurzen Envy-Snack, der freilich nicht die Präsenz der Studioalben entwickelt, den man so als Überbrückung bis zum achten Langspieler der Tokyo-Gang nur zu gerne mitnimmt.

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