Engine Kid – Novocaine
Bis auf Split-Beiträge wäre dann alles aufgearbeitet: Novocaine ist ein kompakter Nachsatz zur restlichen, bisher bereits neu aufgelegten Diskografie von Engine Kid, der eigentlich Präludium ist – doch wir haben es hier genau genommen mit der ursprünglich selbstbetitelten EP von 1992 zu tun.
Warum das seinerzeit von Battery Records als 7“ aufgelegte Kurzformat abseits des Remasters von Brad Boatright im Rahmen der Southern Lord-Bandcamp-Neuauflage trotz gleichbleibenden Artworks nun einen anderen Titel bekommen hat, bleibt unklar. Dass die Trackliste zudem leicht umgeschichtet wurde, dürfte hingegen damit zu tun haben, dass im digitalen Format keine Rücksicht mehr darauf genommen werden muß, die Spieldauer auf beiden Vinylseiten auszubalancieren.
Wie dem auch sei: Am Inhalt der nunmehrigen Novocaine-EP ändern diese Punkte ohnedies nichts. Gestärkt wird allerdings die Ansicht, dass Engine Kid zu Beginn ihrer so unendlich Slint-geprägten Karriere vielleicht nicht die originärsten Eklektiker waren, gerade in den zurückgenommenen Phasen aber absolut zu überzeugen wussten.
So hat es sich Novocaine durchaus verdient, mittlerweile zum Titelsong aufgestiegen zu sein, seine stimmungsvollen Qualitäten werden auch die Bewertung hier um den halben Punkt aufrunden. Sinister und verhalten pirschen sich Engine Kid schließlich abgründig mit dem postrockig-entschlackt neben der Spur liegenden Gitarrenspiel sowie dem beinahe jazzig frickelnden Schlagzeugspiel und Sound zum Slowcore und Emo an, köcheln delirant, bleiben aber so minimalistisch, ruhig und reduziert in der Entschleunigung, zeigen hinten raus gar versöhnliche Nuancen, wenn selbst der Tritt auf den Verstärker sanft bleibt. Eine versöhnliche Trance, betörend.
1/4 Mile Thunder ist dagegen ein solider Noiserock-Song, der in den Strophen melancholisch über seine Melodielinie leiert, dazwischen aber rein instrumental weiter in den Posthardcore aufreibt. Die Strukturen sind im ständigen Wechsel nach zu simplen Schema gestrickt, der Wechsel aus uninspiriertem Laut und feinem Leise ist insofern eher ein okayer Standard. Und das gelungene, aber viel zu kurze Neil Young-Cover The Needle and the Damage Done kennt man eben schon von Astronaut, auch wenn es auf dieser EP an sich früher vorhanden war.
Trotzdem: Wer von der Neuauflage der alten Greg Anderson-Band bisher schon angetan war, kommt um Novocaine – wieder mit NYP-Kategorisierung über Bandcamp veröffentlicht – nicht herum.
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