Elevate 2016
Zum bereits zwölften Mal geht das Elevate als „interdisziplinäres Festival mit einem starken Fokus auf gesellschafts- und kulturpolitischen Fragestellungen mit internationaler Beteiligung“ in Graz über die Bühne. Dass sich dabei auch vom 20. bis 23.10.2016 die Crème de la Crème der elektronischen Musikszene die Klinke in die Hand geben wird, dürfte angesichts der stets so hochkarätigen Line Ups seit 2005 nicht sonderlich überraschen.
Alleine Namen wie Jubilar DVS1, Kœnig, Rebolledo, Lena Willikens oder die wunderbare Kaitlyn Aurelia Smith lassen da im Spannungsfeld aus arrivierten Szene-Größen und unbedingt sehenswerten Geheimtipps auch dieses Jahr mit den Zungen schnalzen – in den vier Tagen findet sich abseits des abermals üppigen Diskurs-Programmes des Festivals jedenfalls zahlreiche entdeckenswerte Schmankerl wider.
Dass die Veranstalter 2016 jedoch auch für das eine oder andere Jahreshighlight am Konzertsektor für weniger rein Elektro-affine Fans sorgen werden, ist dann das i-Tüpfelchen am runden Gesamtpacket.
Nachfolgend deswegen noch ein kurzer Überblick über die namhaftesten Pflichttermine des Elevate 2016.
Saul Williams
Donnerstag, 20. Oktober 2016
23.30 Uhr bis 00.30 Uhr
Dom im Berg
Seit seinen Anfängen als Slam-Poet Mitte der 90er hat der heute 44 Jährige New Yorker Saul Williams einen weiten Weg zurückgelegt: Sein Debütalbum [amazon_link id=“B00005QKBM“ target=“_blank“ ]Amethyst Rock Star[/amazon_link] ist längst in den Kanon der Nischen-Klassiker aufgestiegen, während sich der Schauspieler, Autor und Musiker an zugänglichen Hits und Hardcore-Anleihen bediente (Saul Williams), mit Trent Reznor an postapokalyptischen Internetrevolutionen versuchte (The Inevitable Rise and Liberation of NiggyTardust! ) oder daran scheiterte sich als Tanzflächenpartymensch neu zu erfinden (Volcanic Sunlight).
Anfang 2016 erschien mit dem ambitionierten Projekt MartyrLoserKing eine Rückbesinnung auf vielschichtig ambitionierten Alternative Hip Hop, der von Warpaint-Kopf Emily Kokal in Windeseile zu At The Drive-In Reminiszenzen wechseln kann und praktisch alle bisherigen Phasen Williams‘ zu einem der stimmigsten Genrealben des Jahres kumulieren lässt.
Mount Kimbie
Freitag, 21. Oktober 2016
01.00 Uhr bis 02.15
Dom im Berg
Neben Kollegen wie James Blake gehören Dominic Maker und Kai Campos alias Mount Kimbie zu den breitenwirksamsten und einflusreichsten einer ganzen Riege von faszinierenden Elektronikern auf der Insel, die rund um Burials bahnbrechendes Erstlingswerk auf der Bildfläche erschienen sind.
Die Arbeiten am Nachfolger zum nach wie vor rundum tollen, perspektivenerweiternden Zweitwerk Cold Spring Fault Less Youth hat das Duo nun unterbrochen, um einige wenige Konzerte in Europa zu spielen. Auch ohne diesen Beigeschmack der adelnden Exklusivität ist es freilich eine Freude zu beobachten, wie Mount Kimbie ihre digitalen Kompositionen auf der Bühne als organische Gewächse zelebrieren – und dem Gros der Epigonen vornewegeilen.
JK Flesh
Samstag, 22. Oktober 2016
02.00 Uhr bis 03.00 Uhr
Dungeon
Justin Broadrick hat seinen Platz in der Musikgeschichte sicher – von seinem Beitrag zum Napalm Death Debüt [amazon_link id=“B0000245BH“ target=“_blank“ ]Scum[/amazon_link] über Pioniertaten mit den Industrial-Vorreitern Godflesh bis hin zu seinen Ausflügen mit Jesu hat sich der 47 Jährige Engländer eine schier unübersichtlich reichhaltige Discografie voller stilprägender, kompromissloser und auch visionärer Veröffentlichungen erarbeitet. Da kann man schon einmal die Übersicht über all die unterschiedlichen Banner verlieren, unter denen Broadrick serviert.
„JK Flesh is the angry, hateful, disenchanted side of what I do with electronic beat-driven, bass-driven music. It’s got a lot more to boot„. Derartige Versöhnlichkeiten wie die jüngste Split-Veröffentlichung mit Sun Kil Moon dürfen beim Elevate also nicht erwartet werden.
Anna von Hausswolff
Sonntag, 23. Oktober 2016
21.00 Uhr bis 22.00 Uhr
Orpheum
„Pop wie ein Begräbnis“ nannte die Presse die dunklen, bedrohlich ungemütlichen Schönheiten der Schweden Anna Michaela Ebba Electra von Hausswolff einmal. Nicht selten muten die zutiefst melancholischen, ätherischen Todes-Kompositionen der 30 Jährigen wie greifbarere Elegien in der Schnittmenge aus Marissa Nadler und Susanna an, streifen jedoch nicht seltener deutlich wuchtiger in eine tiefschwarze Nacht. „Funeral-Pop“ nennt die Schwedin solch herausragende Alben wie den adäquat betitelten Singing From the Grave oder dem letztjährigen Ceremony dann selbst.
Da ist es wohl nur konsequent, dass Anna von Hauswolff auch im Rahmen des Elevate als Supportact der Swans agieren wird.
Swans
Sonntag, 23. Oktober 2016
22.00 Uhr bis 00.00 Uhr
Orpheum
Als krönenden Abschluss holt das Elevate Michael Giras legendäres Avantgarde Rock-Monstrum in das Grazer Orpheum. Gerade rechtzeitig, bevor der Exzentriker den Stecker ziehen wird: Die aktuelle Tour der Swans ist deren letzte – zummindest die Abschiedstour jener Bandinkarnation, die die Meisterwerke My Father Will Guide Me up a Rope to the Sky, The Seer, To Be Kind und den aktuellen Monolithen The Glowing Man erschaffen hat.
Und dennoch bleibt die Zukunft spannend: Der aktuellen Setliste nach zu urteilen arbeitet die Band weiterhin an neuer Musik. Wohin die Reise Angels of Light-Boss Gira also führen wird, scheint vorerst noch unklar – fest steht nur, dass Swans-Konzerte beinahe außerweltlichen Erfahrungen gleichkommen, die mit nichts anderem vergleichbar sind. Insofern darf man sich (erst Recht im Verbund mit Anna von Hauswolff) auf eines der potentiell größten Geschenke freuen, das das Konzertjahr 2016 bereiten wird.
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