Electric Eel Shock – Heavy Metal Black Belt

von am 29. März 2024 in Album

Electric Eel Shock – Heavy Metal Black Belt

Das semigeile Sweet Generation nahm 2017 eher die Ausmaße einer okayen EP an. In quantitativer Hinsicht ein asketischer Ansatz, der (dem mit 41 Minuten Spielzeit doch ein paar wenige Längen erkennen lassenden) Heavy Metal Black Belt in manchen Phasen trotz eines qualitativ klar zu erkennenden Aufwärtstrends nicht geschadet hätte.

Dann nämlich, wenn Nice Guy of The Year (als leidlich inspirierte Bastard!-Variation) sowie das bessere Quit Your Dayjob ihre Titel wirklich nervig zu Standard-Kompositionen unablässig repetieren oder das kompetente I‘m So Cute Boy ein 08/15-Riff auch durch einen guten Refrain nicht retten kann. Wenn sich das leicht funky daherkommende Gata Gata Guilotine in seiner zu ausführlichen Spielzeit verliert oder die Metal-affine Scorpions-Reminiszenz Super Strike trotz der richtigen Zutaten nicht wirklich zwingend funktionieren will, zerfahren und orientierungslos durchaus ermüdend auslaugt.
In diesen Momenten spulen Electric Eel Shock ihr altbekanntes Programm nämlich wieder mit Schönheitsfehlern ab, die diesmal zwar zu keinen Ausfällen führen, aber schon zumindest ansatzweise überschatten, wie verdammt gut die Japaner ihren Job als unermüdliche Rocker immer noch (und mittlerweile muss man auch sagen: wieder!) beherrschen – mehr noch, dass sie mit Heavy Metal Black Belt sogar potentiell eines ihrer überzeugendsten Alben seit langer Zeit aufgenommen haben.

Da bringt Scum Vader mit Groove und schmissiger Hook der Black Sabbath-Formel den Hardrock bei, fetzt Metalheads Just Want to Have Fun – High School was Metalteria ordentlich hetzend im angemessen roh belassenen Sound als mattenschwingende Hommage (auch wenn die Stop-and-Go-Passage von „just wanna“ spätestens in der Bridge seine Vorzüge überreizt) und drückt Lost in Sweden vom melodischer zurückgelehnter AOR-Beginn aufs gediegen solierende Hymnen-Pedal und Zeit in Teilen eine neue Seite der Band jenseits von AC/DC und Van Halen, bevor Up and Down tänzelnd stackst: gerade in seiner Eingangsphase trumpft Heavy Metal Black Belt veritabel auf, unterfüttert seine alberne Seite mit schlagkräftiger Substanz – und gleicht danach zumindest immer noch einer Lehrstunde dahingehend, wie dynamisch, motiviert und unterhaltsam ein mit dem nötigen Können bedienter Autopilot durch und durch Spaß machen kann.

Khop Kun Ka erinnert dann etwa vage daran, wie Electric Eel Shock Danko Jones 2003 im Grazer Orpheum in Sachen Spielfreude an die Wand drückten. Das heavier angelegt, gemütlich beschleunigende Giri Giri Boys macht einfach auf als Agenda feiernder Simplizismus Bock. Das tröger erzählte Mama Got Hurry hat einen enorm lässigen Chorus. Und So Much 80s macht seinem Titel alle Ehre, auch wenn der Nummer durchaus symptomatisch für das Gesamtwerk der Killer-Instinkt hauseigener Klassiker wie Rock’n’Roll Can Rescue the World einfach fehlt.
Weil das Album zum 30 jährigen Jubiläum von Akihito Morimoto, Kazuto Maekawa und Tomoharu „Gian“ Ito aber eines ist, mit dem man sich durchaus neu in das Trio wie Tokyo verlieben kann, erfolgt das kaum objektive Aufrunden zwischen den Punkten bei der Bewertung jedoch ohne schlechtes Gewissen. Den Rest erledigt das wirklich wunderbar geschmackvolle Augenkrebs-Artwork.


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