Elder Devil – Everything Worth Loving
„It all goes away/ It all ends in loss/ All will decay/ It all leaves.„, und kein Licht am Ende des Tunnels. Das pessimistische Everything Worth Loving ist als zweiter Langspieler von Elder Devil gewissermaßen deren zweites Debütalbum nach The Light Dimmed Eternal.
Seit 2019 ist das Bandgefüge schließlich vom damaligen Kern-Duo (Gitarrist Jacob Lee und Sänger Stephen Muir) durch Bassist Ryan Urquidez und Drummer Peter Ruacho bekanntlich längst zum Quartett komplettiert worden – und der Sound von Elder Devil seitdem über die EPs Fragments of Hell und Tormentor auf einen Level gewachsen, der mittlerweile auch die Aufmerksamkeit von Prosthetic Records geweckt hat.
Mit großartigen Überraschungen ist insofern seit dem besetzungstechnischen Evolutionssprung (der einen organischeren, freieren und weniger von kalt-distanzierten Godflesh beeinflussten Klang mit sich brachte) bis auf weiteres wohl nicht mehr zu rechnen – Elder Devil breiten ihre bekannte Formel viel mehr auf rund 32 Minuten aus, haben den übergeordneten Spannungsbogen und die generelle Dynamik anhand kleiner Nuancen geschickter ausgearbeitet, weswegen die konstante Intensität in einen agressiv angepissten Mahlstrom auch hintanstellt, dass die Varianz sich absolut in Grenzen hält: nur Insomnia drosselt das dringliche Tempo zu einer stoisch schleppenden, doomigen Kaskade, die sich ausgemergelte schleift, derweil Dismal and Alone als atonale Noise-Folterkammer ostentativ pochend zwischen Khanate, Pharmakon und Full of Hell-Ambient verschnaufen lässt.
Everything Worth Loving dekliniert vor allem aber jene Art von Grindcore, den Elder Devil sich mit eigener Handschrift trotz an sich genetischer Zutaten kultiviert haben – ein bisschen so, als würden all die asketisch und dreckig den Raum präzise einteilende Produktion all die giftig geifernden Riffs und Blastbeats wie eine Eyehategod-Version von Trap Them im Napalm Death-Modus mit metallischer Schiene infiziert schlendern und rasen lassen.
Einen Gutteil dieser aus der austauschbaren Maße aufzeigenden Impulse stemmt sicherlich der den Tod seiner Mutter mit fletschenden Zähnen aufarbeitende Muir, der bellend skandierend beinahe jeden Moment der Platte mit seinen fauchenden Tiraden planiert – und damit seiner im Dienst der Sache agierenden Band gelegentlich nicht den Platz lässt, um sich aufzeigen zu können – doch das ist eben ein bisschen so, als könnte man nicht aufhören, die eiternde Raue von der Wunde zu kiffeln: das tut niemandem per se einen Gefallen, ist aber einfach notwendig.
So enteilt Everything Worth Loving auch der Gleichförmigkeit.
The Hounds at Night oder After Flesh addieren etwa mehr Noise- und Hardcore-Aspekte in des Spektrum, My Body Is an Earthen Shrine hat etwas sludgig-episches und New Grief pendelt in disharmonischer Laune. Das postmetallische What Do You See? randaliert um eine fast psychedelische Gitarrenfigur und hakt dieser manisch nach, bevor Puncture Wound ein besonders flink galoppierende Ringelspiel mit aufbäumenden Finale provoziert, Burning Forest die gefinkelte Symbiose aus Rhythmussektion und Gitarre so weit in Auslage stellt, dass What Do You Hear? später geradezu catchy polternd kann: eine Parade-Single, hinter der der Closer und Titeltrack vom custpunkrockigen Abgang zur und Slo-Mo-Gemeinheit keine elementaren Statements mehr abgeben muss, auch wenn dies zu keinem wirklich beeindruckenden Abschluss der Platte führt.
Allerdings gilt – und für Everything Worth Loving eigentlich sogar mehr noch als bei jeder bisherigen Veröffentlichung der nunmehr kompletter denn je auftretenden Elder Devil – dass man (stärker vielleicht gar als von ihrem Songwriting an sich) vom Sound, der Attitüde und dem Charakter dieser Band angefixt sein muss, um dieses zweite Debütalbum (nicht nur mit Fanbrille) schlichtweg als eine ziemliche befriedigende Punktelandung zu schätzen.
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