Eels – Wonderful, Glorious
Mark Oliver Everett lässt die Schicksalsschläge hinter sich und liefert mit tatkräftiger Unterstützung seiner erstmals am Songwriting beteiligten Backingband sein wahrscheinlich optimistischstes Album bisher ab. Ein klassisches Eels-Album, nichtsdestotrotz.
„I had enough for being complacent/ I had enough for feedin‘ the mouse/I no longer gonna keep my mouth shut/ Bombs away/ Gonna shake the house“ prolongiert der kauzige noch 49 Jährige geradezu trotzig im knarzigen Vorabbluesrock ‚Bombs Away‚, jener Art von Song, für den sich andere den Paten Tom Waits höchtpersönlich ins Studio holen müßten. Muß E längst nicht mehr, und wer da ausschließlich Zynismus seitens des eigenwilligen Miesepeters Mark Oliver Everett ortet, darf sich im weiteren Verlauf oftmals verwundert die Ohren reiben: „Know you what, I’m in a good mood today!„. ‚Wonderful Glorious‚ nähert sich tatsächlich mit einer lange nicht mehr derart unbeschwerten Herangehensweise dem brodelnden, leicht variierenden Trademark-‚Electro Shock Blues‚, der Kopf ist frei von überbordenden (und so überwätigenden) Konzeptwerken (‚Blinking Lights and Other Revelations‚) und schwächelnden Trilogien (‚Hombre Lobo‚, ‚End Times‚ und dem medioker abschließenden ‚Tomorrow Morning‚) – das zehnte Eels-Album strahlt mit klassischem Stallgeruch Impulsivität und Aufbruchsstimmung aus; einfach mal machen quasi.
Das aus dem Kontext gerissene ‚Peach Blossom‚ funktioniert da als luftige Rumpel-Reminiszenz mit ungeschöntem Bass/Schlagzeugunterbau an die Hochphase um kurz vor dem Milleniumswechsel, der geschmeidig-staubige Twang von ‚Kinda Fuzzy‚ („But I’m feeling kinda fuzzy/ But you know I’m alright/…/Don’t mess with me/ I’m up for the fight„) lässt die Hüften shaken. Nicht unbeteiligt an der neugewonnenen Leichtigkeit die atmosphärisch makellose Backingband – The Chet, Knuckles, Koool G Murder, P-Boo – , denn erstmals lies sich Everett ins Songwriting pfuschen. Wahrscheinlich auch, weil sich bereits abzeichnete, dass sich seine Eels deswegen noch lange keinen Jota aus ihrem ureigenen Territorium verrücken lassen, sondern ‚Wonderful Glorious‚ höchstens wieder an Abwechslungsreichtum und Vielfalt gewinnt. Am besten sind die Amerikaner dennoch, wenn sie die gefühlte One Man Show von E forcieren und der Eigenbrötler die Taschentücher zum ganz großen Gefühlskino auspackt: ‚On The Ropes‚ ist so ein Song, mit seiner traurigen Gitarre und seinem tröstenden Drumherum. Oder die wehklagenden Damenschmachterei ‚True Original‚. Vor allem aber gilt dies für die melancholische, getragen an Fahrt aufnehmende Ballade ‚The Turnaround‚ – als ausladendes Albumhighlight sogar einer der besten Eels-Songs der letzten Jahre.
E beherrscht auf ‚Wonderful Glorious‚ sein eigenes kleines Universum der Nicht-Mehr-Misanthropie mit Zuckerbrot, Peitsche – und einem Lächeln. Da rocken sich Eels verschroben durch optimistische Leitfäden (‚New Alphabet‚ sagt: „You know what? I’m in a good mood today/ Well I’m so happy it’s not yesterday/ Man it was brutal, with planning tissues/ I guess you could say that I had issues„), klatschen den Partygospel (‚Stick Together‚) oder wollen Geschenke auspacken, die niemanden wirklich glücklich machen (‚Open My Present‚). ‚You’re My Friend‚ klingt wie auf einem billigen Hip Hop-Keyboard komponiert und eingespielt, der opulente Titeltrack am Ende macht derartige Ausfälle jedoch vergessen.
Phasenweise wirken die 50 Minuten der Platte im Rückblick auf die gewohnte Gemütsverfassung des Vollbartträgers mutmaßlich böse im Zynismus stapfend, zwischen all den kleinen schrulligen Ohrwürmern, potentiellen Bandevergreens, kompositorischen Dacapo’s und nicht weiter auffallenden Standardrepertoire-Songs. Dabei scheint sich Everett schlicht wahrhaftig mit seiner eigenen Existenz angefreundet zu haben. Potentielle Reibungsflächen und überdurschnittlich solide Eels-Alben bietet nämlich auch ein vermeintlich glückliches Leben. Meisterwerke allerdings nur ein E mit der ganzen Last der Welt auf den Schultern.
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