Eels – Eels Time!

von am 15. November 2024 in Album

Eels – Eels Time!

Business as usual, auch wenn diesmal The All-American Rejects-Mann Tyson Ritter mit an den Reglern sitzt, wenn es zum mittlerweile fünfzehnten Mal für Mark Oliver Everett heißt: It’s Eels Time!

Wie die meisten Alben seit dem letzten wirklich essentiellen Eels-Werk vor bald 20 Jahren ist auch Eels Time! ein rundum gutes, im besten Sinne solides Werk innerhalb der vertrauten Eels-Grundfesten geworden. Manchmal ein bisschen zu nebensächlich inszeniert zwar, und sein starkes Songwriting unverbindlicher und zwangsloser artikulierend, als es mit einem anderen Produzenten vielleicht möglich gewesen wäre. Hier und da plätschern die Nummern nämlich eher wie kleine Momentaufnahmen, die das Potential nie auf den nächsten Level zwingen wollen, nie den einen Genieblitz oder die restlos umwerfende Hook auspacken, um sich einen Level nach oben zu schrauben.
Aber im Grunde gibt es wenig zu meckern, E bleibt auch jenseits der 60 eine verlässliche Bank.

Wo Eels Time! objektiv also ungefähr die mehr oder minder selbe Qualität wie seine direkten Vorgänger hat, wird die Platte subjektiv betrachtet aber dennoch öfter laufen. Weil E die rockige Seite seiner Band diesmal nicht so stark betont (das cool abgehangene, reduziert zurückgelehnt Groove Goldy mit seiner unterschwelligen Dunkelheit mitsamt schön trunkenem Finale ist schon fast weit draußen in dieser Hinsicht) und stattdessen persönlichen Vorlieben mehr entgegen kommt, indem es der ruhen Seite der Medaille mehr Raum zugesteht.
Time ist eine wunderbare Reflektion über die Zeit – Marke: Time eels all wounds – an Gitarre und Streichern, We Won’t See Her Like Again eine bittersüß aus der Zeit gefallene, nirgendwohin findende Melancholie (ein bisschen im Stile von Baxter Durys ersten Album), wie man sie schon unzählige Male (besser) von der Band gehört hat – und noch mindestens ebenso oft weitere Songs in dieser Auslage von E serviert bekommen will. In And You Run schmeichelnd die Arrangements schmeicheln der Komposition exemplarisch, ohne die Anmut wirklich zu reizen, derweil Song for You Know Who und On the Bridge entwaffnende Innenansichten in sparsam-kontemplativer Zeitlupe bieten.

Mit ein bisschen mehr Zug geht Sweet Smile angenehm luftig ins Midtempo, locker und leger. Haunted Hero schippert entspannt zu The Virgin Suicides und Lay With The Lambs schunkelt mit niedlich wattierter Schroffheit. Das versöhnliche I Can’t Believe It’s True findet vorsichtiger ein ausladendes Panorama am Ende und das unaufgeregte Let’s Be Lucky ist weniger beatlesk als typisch Eels – wie E „Summer“ auf „Bummer“ reimt, wird aber vor allem Rivers Cuomo gefallen. So richtig zwingend bleibt davon nichts hängen, aber es gefällt. Immer und ausnahmslos.
Außerdem hat E diesmal endlich wieder wieder mal einen echten Hingucker geschrieben, der sich als Instant-Kandidat für das dritte Best of anmeldet: If I’m Gonna Go Anywhere ist einfach ein klassischer, angenehm verschroben aus der Zeit entrückter Ohrwurm mit tollen Vocal- und Streicher-Arrangements, der höchstens eine Spur zu lange läuft. Aber hey – „That said, there’s no time left/ To feel bereft and small/Let’s have a ball“.

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