Earth Tongue – Floating Being

von am 7. Oktober 2019 in Album

Earth Tongue – Floating Being

Psychedelic Space Rock an der Schnittstelle aus vertracktem Post Punk und fuzzschwerem Proto-Doom: Earth Tongue legen drei Jahre nach der Portable Shrine-EP von 2016 mit Floating Being ihr Debütalbum vor.

Auf diesem setzen Gussie Larkin (Gitarre) und Ezra Simons (Drums) aus Wellington in Neuseeland ihren Weg zu einer Parallelwelt der ewigen 70er nahtlos fort, in der Hawkwind, Kylesa sowie King Gizzard & The Lizard Wizard oder Hey Colossus gleichermaßen für die Sozialisierung zuständig sind.
Halluzinogene Färbungen treffen da auf fette Riffs und um die Ecke gedachte Hooks, flächige Texturen und unkonventionellen Schlagzeugmustern. Die kraftvoll gespielten, nebulös schimmernden Songs werfen ihre Haken dafür unmittelbar aus, auch wenn sie durch ihre zahlreichen Wendungen nicht am Rockzipfel entlangführen – Larkin und Simons tanzen eher wie Rattenfänger vorneweg. Der Sound ist zudem grandios organisch, lebt vom rauen, analogen Vintage-Charme der Garage, hat einen primitiv-komplexen Charakter.

Was Floating Being auf Sicht allerdings fehlt, sind (aufgrund der minimalistischen Besetzung und damit verbundenen Reduktion im klangtechnischen Spektrum zwangsläufig) ein paar überraschende inszenatorische Impulse. Hier und da entpuppen sich die in der Melange verwendeten Elemente zudem auch als zu generische Genre-Standards, die erst im Kontrast der Einflüsse an Substanz gewinnen. Dem Songwriting würde deswegen auch etwas mehr Ordnung, Raum und auch Zeit gut tun, um das Momentum nachhaltiger umsetzen zu können, die Dinge nicht nur spannend und knackig zu halten, sondern auch auf emotionaler Ebene stärker und ikonisch packen zu können.
Bis Earth Tongue auf diesen permanent in Aussicht gestellten Level kommen, macht die vielversprechende Floating Being jedenfalls auch so schon ordentlich Laune, schickt immer wieder Ideen in den anachronistischen Hexenwald, die bei der Stange halten.

Microscopic God legt etwa ein trocken groovendes Fuzz-Riff an die am Math angelehnte Hypno-Melodie, ist eigenwillig catchy und öffnet die Platte schnell der Psychedelik und Prog-Strukturen. Probing The New Reality startet dagegen wie in Zeitlupe entschleunigter Metal, der vom Gebrüll in die verträumte Unwirklichkeit wechselt und Astonishing Comet deutet repräsentativ anschmiegsame Harmonien an, gibt dann aber doch auch den unberechenbaren Leviathan.
Das punkig nach vorne gehende The Well Of Pristine Order vermisst die Spannweite aus Härte, schmissig durch den Decoder geschickten Rock und anmutiger Eleganz im Schweiße der Nackenmuskulatur, Portable Shrine dafür den gemeinsamen Nenner von Windhand und Tweak Bird, von Electric Wizard und Earl Greyhound. The Dome dreht die schimmernde Effekt-Lavalampe hoch und packt auf die letzten Meter eine wuchtige Hook aus, bevor sich Sentient Sediment (als mit Abstand längste der ansonsten angenehm kompakt geschürten Nummern) sanft in die Atmosphäre gleiten lässt, sich ganz der weichen und harmonisch fließenden Melodie hingibt, die Verstärker irgendwann doch in mächtiger Geduld dazuschieben und den Song immer mehr in die Mangel nehmen.
Hier zeigt sich dann auch das tatsächliche Leistungsvermögen der Band und entlässt damit in eine durchaus vielversprechende Zukunft: Floating Being sorgt für die Grundlage, damit Earth Tongue in absehbarer Zeit zu zaubern beginnen könnten.

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