Dylan LeBlanc – Cast The Same Old Shadow

von am 5. September 2012 in Album

Dylan LeBlanc – Cast The Same Old Shadow

Dass es der Nachfolger zum vielgepriesenen ‚Paupers Field‚ schwer haben würde war klar. Ob es jedoch dessen Last ist, unter der ‚Cast the Same Old Shadow‚ nun in die Knie geht, bleibt zu bezweifeln.

Viel eher ist es LeBlancs gebrochenes Herz, dass da so schwer auf den Schultern lastet. Der 22 jährige aus  Shreveport wurde sitzen gelassen, zurück bleiben Scherben und ein Album, dass selbst im Keller kein Lächeln findet, sondern dort höchstens noch mehr melodramatische Tränen unterm Plattenschrank der Eltern hervorkramt. Da ist ihr Titel beinahe noch das positivste an ihnen, wenn Songs Namen wie ‚Part One: The End‚, ‚Where Are You Now‚ oder ‚Lonesome Waltz‚ tragen, das Instrumentarium von der heulenden Pedal Steel bis zum zarten Streicherhintergrund den schmerzvoll niedergeschlagenen LeBlanc nicht mehr aufrichten kann. Das hinten rauß immer stärker werdende ‚Cast the Same Old Shadow‚ ist also eine weitere der unzähligen Break-Up Platten da draußen geworden, wer  jedoch bereits ‚Paupers Field‚ vor zwei Jahren verfallen ist, wird schnell erkennen, dass das natürlich keine schlechte Sache ist, mehr noch, dem nachdenklichen  Amerikaner eigentlich ziemlich in die Karten spielt. Denn auch sein zweites Album zeigt an, warum man nach LeBlancs Debüt schnell mit Townes Van Zandt Vergleichen zur Stelle war, weswegen zwangsläufig die Rede von Neil Young sein muss und  mittlerweile man das gefühlvolle Falsett LeBlancs guten Gewissens mit Fleet Foxes Chef Robin in Vergleich setzen kann.

Allein diese drei Referenzen presst LeBlanc vollkommen mühelos in die knapp fünf Minuten von ‚Brother‚, einem der herausstechendsten Songs auf ‚Cast The Same Old Shadow‚. Auffällig allein deswegen, weil LeBlanc hier zumindest versatzweise einen Rocksong geschrieben hat. Und damit auch das Schema der Platte aufbricht, wird diese doch hauptsächlich von getragenen, zutiefst melancholischen Stücken gewogen. Rundum staffelt LeBlanc sein Singer-Songwriter Ding deutlicher gen Country den Richtung Folk und Americana. Wilco im ‚Sky Blue Sky‚-Modus müsste das wahrscheinlich allein aufgrund der omnipräsent durchs Bild heulenden Pedal Steel Gitarre gefallen, des betroffenen Chor-Summens wegen. Mehr noch outet sich LeBlanc aber als jemand, der wohl Platten der Carter Family stets dem Johnny Cash Œuvre vorziehen würde. Der Country von ‚Innocent Sinner‚ verdeutlicht das nur zu sehr, ‚Diamonds and Pearls‚ überspannt den rührseligen Bogen gar zu ausladend. Hier zeichnet sich auch die allzu gleichförmige Anordnung von ‚Cast The Same Old Shadow‚: wo der Vorgänger durchgehend hohes Niveau hatte und dennoch mit einigen Einzelsongs stark nach oben ausreißen konnte, bleibt LeBlancs zweite Platte nahezu konstant auf einem souveränen Level, immer wunderschön, erhaben und meisterhaft inszeniert zwar, aber eben auch etwas behäbig, schwer- und selbstgefällig.

Denn leichter auszurechnen als bisher ist LeBlanc damit natürlich: obwohl er an seinen Songwriterskills gearbeitet hat, die Songs noch eleganter frassiert und mit behände dirigierten Arrangements auszuschmücken versteht. Die Produktion erscheint entsprechend dichter, jedoch keinesfalls dicker. Im Kern zählt hier immer noch nur LeBlanc und seine gerne einmal knödelnde, immer emotionsgeladene Stimme. Am besten ist das deswegen in den intimen Momenten, wie dem herzzerreisenden ‚The Ties That Bind‚ oder dem überwältigenden Titelsong, wenn alles Brimborium von der Veranda geräumt und der Vergänglichkeit aufs erfüllendste gefröhnt wird, wenn im beinahe leicht schwingenden ‚Comfort Me‚ die so dringend benötigte Luft zum Atmen lässt. Weswegen ‚Cast The Same Shadow‚ auch keineswegs ein schlechtes Album geworden ist, es scheint nur zu oft von LeBlancs Drang, meisterhafte Genrestücke abzuliefern ein wenig schaumgebremst zu werden und nach dem superben Breitwand-Opener erst im Schlußdrittel wieder in alte Spühären aufzusteigen andeutet. Dabei gelingt es ihm dennoch, sich wieder als einer der talentiertesten seines Jahrgangs, und als schon früh an der Formvollendung kratzender seiner Zunft zu positionieren. “I love it when music puts me in a melancholy mood…and I want to give people that feeling too.” sagt LeBlanc über ‚Cast the Same Old Shadow‚, hat sein Ziel letztendlich damit erreicht. Und mit einer kleinen Enttäuschung kann man in diesem Fall auch gerne einmal leben. Denn man wusste ja von vornherein: der Nachfolger zu ‚Paupers Field‚ würde es zwangsläufig schwer haben.

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