Dvne – Etemen Ænka
Vier Jahre nach Asheran zäumen Dvne aus Edinburgh den Sludge und Post Metal auf Etemen Ænka noch himmelstürmender und atmosphärischer über den progressiven Alternative Rock auf.
Die Amplituden und Dynamiken in der stilistischen Spannweite wurden dafür noch einmal gesteigert, die Kontrast die Kontraste vertieft – an sich also noch einmal Optimierungspotential genutzt, wo das Debüt Luft nach oben hatte. Soll heißen: In der Sollbruchstelle aus frühen Mastodon und Baroness, sowie mittleren Biffy Clyro und Dredg hat sich Metal Blade eine potentielle neue Lieblingsband für Genre-Freunde an Land gezogen.
Denn die Riffs hier sind (obgleich niemals ikonisch) absolut knackig und packend, herrlich akkurat und effektiv, sportlich malmend und zwingend. Die Grooves und Rhythmen sitzen in den strukturoffenen Landschaften massiv, die Synthies addieren Spacerock- und Psychedelic-Texturen. Die Ausläufe in die futuristische Distanz strahlen erhebend und die Melodien bezaubern gerade in den melancholischen Phasen.
Und doch gibt es einen Zankapfel, der einem das sofort anfixende, und dennoch alleine aufgrund seines Volumens erarbeitet werden wollende Etemen Ænka frustrierend verleiden kann. Womit keineswegs die Länge von 68 Minuten gemeint ist, auch wenn Dvne nicht immer die Gratwanderung meistern, die zwischen dem Freimachen von atmungsaktiven Räumen, atmosphärischen Panoramen und mäandernden leeren Metern möglich ist.
Nein, es ist der Klargesang von Victor Vicart, der dem Portfolio der Band theoretisch in die Arme spielt, der praktisch aber so bemüht den Pathos im Stadion beschwören will, dabei aber auch so gestelzt und dünn auftritt, dass er wie eine bemüht-überhöhte Geste anmutet. Das liegt jedoch primär an der Intonation. Legt Vicart seine Stimme wie in Mleccha verletzlich und intim an, funktioniert der Ansatz durchaus.
Am besten steht es Dvne dennoch, wenn das bellende Gebrüll von Dan Barter die Extreme zu einer Art zivilisierter Aaron Turner verschiebt – auch wenn diese ihren Reiz ohne nennenswerte Variabilität oft auch trotz eines nicht flächendeckenden Einsatzes überstrapazieren, oder wenn Keyboarderin Evely May ätherische Welraum-Folklore haucht.
Insofern kann es schon frustrieren sich auszumalen, was für ein triumphaler Monolith Etemen Ænka rund um zu Neurosis, ASG und Isis einladenden Epen wie Omega Severer und all seinen durchdachten Leviathanen werden hätte können, wenn die Platte als weitestgehendes Instrumentalwerk ausgekommen wäre, die nur sparsam mit wüsten Seiten am Mikrofon Akzente gesetzt hätte. Im Umkerschluss gilt insofern aber auch: Genre-Fans, die keine Probleme mit der Performance von Vicart haben, können gedanklich nochmal zumindest 2 Punkte addieren.
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