Dustin Kensrue – Carry the Fire

by on 2. Mai 2015 in Album

Dustin Kensrue – Carry the Fire

Seine Liebe zu Gott hat Thrice-Vorsteher Dustin Kensrue bereits auf dem zweifelhaften ‚The Water and the Blood‚ ausführlich breitgetreten. 2 Jahre später streut er abermals Worship-Rosen: in erster Linie seiner Frau, in zweiter Linie dem Pop.

Carry the Fire‚ absolut unvoreingenommen zu begegnen ist nach dem dubios verankerten Prediger-Schmonz des Vorgängeralbums eine schwierige Sache, ganz ungeachtet dessen, dass der Frontmann der reaktivierten Thrice nicht länger Director of Worship der Mars Hill Gemeinde ist. Dass Kensrue auf seinem vierten Soloalbum neben der typischen Bibelverweise einen latenten Hang zu mitunter arg trivial die  Kitschkeuke schwingenden Lyrics zeigt („You’re all I Want/I am down on My Knees/ Begging You, Please/ I Need another Chance/I’d trade all the jewels in the world/Ruby you’re all that I want, my heart and my treasure„) macht die Sache jedenfalls nicht leichter.
Wie plump Kensrue phasenweise die Tatsache kleidet, dass in seinem Herzen neben Gott auch seine Gattin Platz findet (weil er aktuell kaum noch etwas von dem hintergründig die Interpretationstüre offen lassenden Texter von früher hat und sich stattdessen lieber in breitgetretene Plattitüden verliert) ist dann aber auch aus halbwegs neutraler Perspektive auf Dauer ähnlich ermüdend, wie das wenig befriedigende Gefühl, das ‚Carry the Fire‚ generell über weite Strecken hinterlässt: Songs wie ‚Back to Back‚, das keinem wehtun wollende ‚Juggernaut‚, das luftig zwischen The Cure und den Smiths platzierte ‚In the Darkness‚, das trotz Springsteen-Flair harmlos bleibende ‚Death or Glory‚ oder selbst der an sich schön episch aufmachende Titelsong sind durchwegs gute Kompositionen, wirken aber wie Light-Versionen von Thrice und wie unverbindlich plätschernde, weichgespülte Aufwärmrunden für deren Comeback. Nett zu hören, aber auch zu glatt inszeniert und damit ebenso schnell wieder vergessen – weil dem routinierten Songwriter Kensrue ohne Paroli bietende Band im Nacken schlichtweg die Kanten fehlen.

Dabei muss man dem 34 jährigen durchaus zu Gute halten, dass er dem Alternative Rock seiner Stammband auf ‚Carry the Fire‚ auch zusätzliche Optionen anbietet, so deutlich wie nie mit zugänglichem Pop hantiert. Das führt zu Szenen wie dem mit dem Swing der Black Keys infizierten 60s-Opener ‚Ruby‚ samt tänzelnden Piano oder ‚Gallows, das auch den Wombats gefallen könnte, wie es postpunkig wie viele Tanzflächen-Indiebands drückt und seinen bratenden Bass stolz auf die dicke Produktion der Platte zeigen lässt. Die klaviergetragene Halbballade  ‚Of Crows and Crowns‚ hört dann gar ganz knapp vor Coldplay auf – eine Umgebung, in der Kensrue’s Ausnahmestimme nur bedingt die ganze Energie ihre packende Emotionalität ausspielen kann.
Und dennoch: das Gesamtgefüge wirkt deutlich stimmiger als zuletzt, die Perspektiven weniger unangenehm gewichtet; die Richtung stimmt im großen und ganzen wieder eher. Was vor allem an zwei Ausreißern nach oben liegt. Zum einen ist da ‚What Beautiful Things‚, das mit einer unheimlich charmanten Unangestrengtheit federleichter Folkrock geworden ist. Und zum anderen triumphiert vor allem das reduzierte Kleinod ‚There’s Something Dark‚, das nicht mehr braucht als eine Akustikgitarre, eine Mundharmonika und Kensrues große Stimme, um eine abgründige Eindringlichkeit im Stile von ‚The Alchemy Index, Vol. IV: Earth‚ oder seinen ersten Soloplatten zu erschaffen, so ähnlich gar auf ersten beiden Mumford & SonsPlatten stattfinden hätte können. „There’s something rumbling in my mind/Secrets that you were meant to find/I thought you knew me so well?/I will see you in hell/…Is there anyway you could save someone like me?/ There’s something dark inside of me“ singt Kensrue hier und insgeheim meint man zu erkennen, wie gut es dem Kalifornier doch täte, diese Dunkelheit ausführlicher zu erforschen.

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