Duster – In Dreams
Seit ihrem selbstbetitelten Comeback 2019 legen Duster spätestens jetzt, mit In Dreams, eine unerwartet konstante Produktivität an den Tag. Das ist fabelhaft – auch wenn sie die Alben vom Niveau der legendären ersten Lebensphase beständig ein klein wenig weiter entfernen.
Dass der Ausstieg von Jason Albertoni als verloren gegangene Qualitätskontrolle zu deklarieren ist, wäre dann aber doch zu drastisch formuliert. Duster bürgen nämlich auch in ihrer Duo-Besetzung für herausragende Genre-Kunst: Clay Parton und Canaan Amber projizieren von Quiet Eyes weg Ihre Melodien aus dem psychedelischen Weltall in die Intimität des Slowcore, wo warme Instrumente bedächtig nebeneinander herschleichen und elegisch wie Built to Spill in Zeitlupe halluzinieren. Danach folgen Songs, die sich zu veritablen Instant-Lieblingen mausern können, obwohl oder gerade weil sie dem Schaffen der Band keine neue Facette beibringen.
In Dreams ist also aus dem Stand weg sowieso eine feine Fortsezung des Kanons und keineswegs redundant. Die praktisch aus dem Nichts gekommene Platte als hauseigenen Klassiker oder Schwachpunkt der Duster‘schen Diskografie anzusehen – beides ist irgendwo zulässt und die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen. Einigen wir uns also darauf, dass In Dreams nur nicht ganz so toll ist wie Duster (2019) und Together (2022). Von Stratosphere (1998) und Contemporary Movement (2000) freilich ganz zu schweigen.
Das liegt subjektiv primär daran, dass In Dreams sich mehr als seine Vorgänger wie ein loses Song-Sammelsurium anfühlt, dem das Finale (mit dem dösenden Like a Movie, dem ausfransenden Mäandern Poltergeist und der sich in Noir-jazziger Transzendenz auflösenden Kontemplation Anhedonia) ein wenig willkürlich aus dem Rahmen fällt.
Die meisten Nummern gönnen sich diesmal lange Einleitungen (derweil ein Cosmotransporter als instrumental Jam sowieso nirgendwohin führt), bevor sich irgendwann doch unverbindlicher Gesang hinzugesellt und plätschern dann in entrückt dösender Nachdenklichkeit dahin, schunkelt einnehmend als trippige Trance und gehen gehen keinen weiten Weg von der Home Demo am Keyboard zur vollen Band-Version. Vieles klingt dennoch griffiger und offensichtlicher angelegt als bisher, der große Rausch, in den man sich verlieren kann, ist diesmal vielen kleinen Episoden gewichen. Eine TikTok-isierung der Band steht indes jedoch wohl nicht zu befürchten, auch wenn Duster auf der Plattform offenbar durch die Decke gehen.
Es lässt eben kaum eine andere Band Shoegaze-Ansätze derart ätherisch nach Lavalampen-Delirium klingen, wie das etwa in Black Lace oder Baking Tapes der Fall ist. Und wen No Feel subversiv um eine verschwommene Erinnerung an twistenden 50s-Rock’n’Roll brutzelt oder Space Trash ein knuffig klackerndes Indietronic-Gerüst anschleppt, dann sind alleine das die Momente, für die man In Dreams niemals missen will.
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