Duke Garwood [25.02.2025: Die Scherbe, Graz]

von am 27. Februar 2025 in Featured, Reviews

Duke Garwood [25.02.2025: Die Scherbe, Graz]

Ursprünglich im Orpheum Extra angedacht, kommt die Magie von Blues-Schamane Duke Garwood im heimelig (wenngleich eher zweckmäßig denn bequem) bestuhlten Keller der ausverkauften Scherbe womöglich ideal zum Tragen.

Knapp zwölf Jahre seit dem seinem letzten Auftritt des Briten in Graz sind die Rahmenbedingungen diesmal jedenfalls gefühlt optimal: das intime Ambiente passt perfekt zu der au s dem modernen Alltag entrückten Performance, bei der der Raumklang und die Momente der Stille essentiell für das fast spirituelle Spiel des 56 jährigen sind. Passend dazu herrscht (auch als direkter Vergleich zu 2012) beim Barbereich ebenso wie im andächtigen (weitestgehend gar auf Fotos verzichtenden) Publikum Ruhe, dazu ist der Sound diesmal einfach grandios.
Pünktlich um 20.15 Uhr beginnend lässt Garwood erst weitestgehend alleine seine Musik für sich sprechen (auch, weil ihn mit seinem nuschelndem Grummeln „selbst in England kaum jemand versteht“), taut aber mit der Zeit immer mehr auf und wird gesprächiger, während zwischen dem Stimmen seiner Gitarre ohnedies keine Zeit zum Holen von Drinks bleibt.

Das rund 75 Minuten dauernde, alle (auch ziemlich catchy daherkommende künftige) Karrierephasen nebst zudem Verneigungen vor Kumpel Mark Lanegan umspannende, und durch die Reduktion auf Gitarre und diesen rauen, bluesigen Gesang auf einen spartanischen, asketischen gemeinsamen Nenner gebrachte Set, entwickelt eine hypnotische Sogwirkung, fesselt ohne Längen, aber mit viel transzendenter Tiefenwirkung.
Highlights stechen in diesem homogenen, jeden Moment zu etwas besonderen machenden Fluss nur sporadisch hervor – gerade die amüsanten Szenen kontrastieren jedoch. Etwa, wenn Garwood sich über die Verwendung von Burning Seas in der Serie Tin Star lustig macht, er Pentecostal als „dangerous tune“ ankündigt und mit mutiger süffisant ein „I’m gonna do it anyway“ nachschickt, er die „murder balladDisco Lights keck skizziert oder er Maharaja Blues gleich salopp in Angriff nimmt: „It’s a blues song. Tuning doesn’t really matter.
Das ist mystisch und nahbar, charmant-nahbar und doch weit draußen, da Garwood wie ein außerhalb der modernen Welt existierender Erzähler erschienen ist, um mit wenigen Gesten eine fesselnde Atmosphäre in dieser „cosy“ Gesellschaft zu erzeugen. Dem könnte man stundenlang zuhören, so aber gibt es keine Längen, sondern nur ein bisschen angedeutete Magie – inklusive unerwarteter, mehr oder minder improvisierter Zugabe. Ein grandioser Start von Platoo ins Konzertjahr 2025 jedenfalls.

Setlist:
?
Sometimes
Blue
Move on Softly
Sleep
Lion on Ice
High Life
Upon Doing Something Wrong
Desert Song
?
Burning Seas
Summer Gold
(New Song)
?
Pentacostal
Heavy Love
Coldblooded
Deep as the Sun
Disco Lights
Driver
Maharaja Blues

Encore:
Some Kind of Move

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