Duff McKagan – Tenderness
Tenderness, tatsächlich: Mit Shooter Jennings am Produzentenstuhl hat Guns N’ Roses-Bassist Duff McKagan ein erstaunlich versöhnliches Americana-Album aufgenommen, das die Abspänne einiger bittersüßer Melodramen bodenständig untermalen könnte.
Der als Vorabsingle dienende Titeltrack hat die durchaus überraschende Richtung, die der 55 jährige auf seinem zweiten (bzw. je nach Zählweise schon dritten) Solowerk eingeschlagen hat, also kontemporär vom Country vereinnahmtes Singer-Songwriter-Stück adäquat vorweggenommen.
Tenderness klimpert am Piano, holt Slidegitarren hinter die Akustische, ein getragenes Schlagzeug begleitet den stimmlich in die Spur gefunden habenden McKagan. Später gesellt sich noch eine Orgel zum entschleunigten Tempo, unterstreicht die mit nuancierter Hingabe ausgebreitete, gefühlvolle Melancholie, während bratzende Verstärker eine falsche Fährte bleiben. Auch wenn Wasted Heart danach wie eine Ballade für seine Jetzt-Wieder-Hauptband beginnt – sobald romantische Bläser und Streicher ins Geschehen schmelzen, ist längst klar, dass McKagan sich die große Stadiongeste verkneift, lieber zu Wilco oder Ryan Bingham als Referenzpunkte schweift, als zu fettem Arenabombast.
Denn auch wenn das Klangbild reichhaltig ist, bleibt das Songwriting genügsam simpel und der Sound mit tief rollenden Toms und satten Bässen wunderbar organisch, authentisch und nahbar. Tenderness verkneift sich den sülzenden Pathos, pflegt lieber eine geradezu altersweise in sich ruhende Unaufgeregtheit, lehnt sich zurück.
Was man nicht mit Gemütlichkeit verwechseln sollte. Dafür verschiebt McKagan die Facetten im Spektrum zu gezielt, während ihm da wirklich einige sehr angenehme Melodien auf der Veranda eingefallen sind. It’s Not Too Late addiert etwa subtile Chöre und die Fidel, während Last September einen potenziell souligen Twist besitzt, Feel den Gospel andeutet und Breaking Rocks einen erdigen Blues pflegt. Das okaye Chip Away rockt etwas mehr und zeigt, dass die punkige Ader von McKagan nicht versiegt ist, wohingegen nicht nur Cold Outside klingt, als hätte Mick Jagger ein altes Blind Melon-Kleinod gefunden.
Parkland schleppt sich mit schellenden Rhythmus durch seine sozialkritischen (beinahe gerappt intonierten) Texte über Schulamokläufe, ist als einziger schwächelnder Track aber kaum packend, sondern fällt sowohl von der Ausstrahlung als auch der Qualität leicht aus dem Rahmen.
Was Tenderness dabei wohl ganz generell ein bisschen fehlt, ist auf der anderen Seite der eine oder andere wirklich herausragende Ausnahmesong, der die bestechende Souveränität der Platte auf das nächste Level gehoben hätte. Wenn Don’t Look Behind You den Reigen mit jazzig trompetender Geste hin zum Softrock beschließt, spielt dies aber keine Rolle (und sorgt für eine wohlwollende Aufwertung zwischen den Punkten): Tenderness will vielleicht gar keine überragende Größe erreichen, sondern bietet lieber eine Schulter auf Augenhöhe an.
1 Trackback