Ducktails – The Flower Lane
Für Real Estate-Gitarrist Matt Mondanile ist Ducktails ab sofort nicht mehr nur Nebenprojekt, sondern gleich Zweitband und dazu Beinahe-Supergroup. Bis er damit seiner Stammformation den Rang ablaufen könnte, bedarf es jedoch noch einiger Feinjustierungen.
Alles neu im Hause Ducktails: Mondanile ist bei Domino Records nicht nur im Stall von Real Estate angekommen, sondern baut seine einst als verlängerte Lo-Fi-Arm der Hauptband vorzustellenden Spielwiese gleich zur vollständigen Band aus: da tummelt sich plötzlich die Big Troubles-Kombo mit im Promofoto, Cults-Chanteuse Madeline Follin schwebt als Zweitstimme hinter das Mikro, Daniel Lopatin von Oneohtrix Point Never regelt den Synthesizerverkehr, Joel Ford (Ford + Lopatin) übernimmt den Tieftöner, Sam Mehran von Outer Limitz ist außerdem zugegen und auch die restliche Liste der mitwirkenden Personen würde sich wie das szene-affine Who is Who des psychedelisch entspannten LoFi-Avantgardepop lesen. Dass mit dem großen Bandgefüge auch neue Wege beschritten werden würden erscheint zwangsläufig nur logisch.
Dennoch ist Mondanile’s Gitarrenspiel natürlich prägend, auch wenn er dies auf ‚The Flower Lane‚ hinter seinen Mitstreitern mal erfolgreicher, mal gar nicht zu verbergen versucht. In seiner perlenden Schönheit scheint es selbst durch den dicksten Wolkenschleier die Sonne betrachten zu wollen, deswegen ist auch ‚The Flower Lane‚ wieder ein lupenreines Sommeralbum geworden. Dabei ist die Ausgangslage für das vierte Studioalbum unter dem Ducktails-Banner eine weitaus differenziertere, als der problemlos als Real Estate-Song durchgehende Opener ‚Ivy Covered House‚ mit seiner Stempel aufdrückenden, zurückgelehnten Gitarre als entspannter Leithammel vor den verträumten Vocals ankündigt, sowie der gemütliche Schlusspunkt ‚Academy Avenue‘ am anderen Ende als irreführende Rahmen suggerieren wollen. Geht Mondanile mit seiner Band als Vorstand doch nun andere Wege, weg vom Lo-Fi vor allem, dazu dem gerne einmal trippig unkonkreten Getöse im Songwriting, hin zu handfester Produktion. Das immer noch unheimlich charmante Klangbild zerfließt so aber auf halben Weg zwischen zum Liegen gekommenen Real Estate-Anleihen, den Fingerabdrücken aller Beteiligten und zahlreicher sonstiger im Raum schwebender Vorlieben.
Spätestens ab ‚Under Cover‚ drängelt sich so ein befremdlicher Disco-Vibe in ‚The Flower Lane‚ – keiner jener Sorte die einen auf die Tanzfläche zerren will, sondern solcher einer, bei dem man entspannt an der Bar lehnen darf und die errungenen Bekanntschaften vertiefen kann: zackiger Hi-Hat-Beat ohne Zwang, ein Saxofon schnurrt verführerisch aus der dritten Reihe. ‚Assistant Director‚ macht mit seinem gurgelnden Bässe klar, dass Mondanile relativ viel Chromatics und Synthiepop gehört haben muss, aber nicht alles davon verinnerlicht. ‚International Dateline‚ kann sich nicht zwischen Kurt Vile und The War on Drugs entscheiden und macht deswegen einfach gar nichts außer dümpeln, das schüchtern amouröse ‚Sedan Magic‚ hat dann auch trotz des netten gemischtgeschlechtlichen Gesanges wenig wirklich romantisches, und außgerechnet im Hit ‚Letter Of Intent‚ (ok: das ist der Chromatics-Song der Platte!) geht Ducktailes 2.0 der Knoten auf.
Bis dahin haben sich Ducktails aber längst ein wenig zwischen den Zielen verrannt, obwohl grundsätzlich nichts falsch gemacht wird: ‚Timothy Shy‚ funktioniert für sich genommen als solider, gut kaschierter Pianorocker; dass das rhythmusbetonte Ducktails/Real Estate Zwitterwesen ‚Planet Phrom‚ eigentlich ein Peter Gutteridge Cover ist, muß man erst einmal erwähnen, so sehr hat die neuformierte Band den Song verinnerlicht.
‚The Flower Lane‚ tastet sich trotz des offenbar reibungslos funktionierenden Neo-Gefüges noch etwas zu neugierig (um nicht zu sagen: hilflos – gelingt es doch den wenigsten Kompositionen abseits einer grundlegenden Nettigkeit Spannung zu erzeugen) um seine Intentionen und enttäuscht deswegen auch gar nicht so sehr wegen der grundlegenden Umsattelung in der musikalischen Ausrichtung. Denn mit dieser hat Mondanile vor allem die Weichen für eine spannende Zukunft gestellt. ‚The Flower Lane‚ darf deswegen auch ruhig noch an Kinderkrankheiten schwächeln – spätestens wenn im Frühjahr die 20 Grad-Marke überschritten wird, sollte dies ohnedies kaum mehr jemandem Kopfzerbrechen bereiten.
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