Drug Couple – No Outside / Alone 2gether
Das Drug Couple Miles und Becca spendiert mit No Outside und Alone 2gether vorab zwei B-Seiten ihrer kommenden EP Choose Your Own Apocalypse: Potentiell gut, letztendlich allerdings durchwachsen.
Die Crux mit dem Duo aus New York war ja immer schon, dass man überhaupt erst auf das Duo aufmerksam wurde, weil Miles Benjamin Anthony Robinson die eine Hälfte davon stellt – und man deswegen sowohl die Little Hits-EP von 2019, als auch den nacheilenden Protest Song an unfairen Erwartungshaltungen gemessen hat, indem die beiden netten Indie-Veröffentlichungen sicherlich mit der zu wohlwollenden Fanbrille begutachtet wurden, obwohl sie eben nicht nur dadurch enttäuschten, dass sie dezidiert nie (wie insgeheim erhofft) das Erbe von Robinsons beiden Soloalben antreten wollten.
Selbst in Anbetracht dieser ambivalenten Ausgangslage beginnt sich die Perspektive auf das Drug Couple mit dem Doppel aus No Outside und Alone 2gether nun ein wenig kritischer zu fokussieren – nicht, weil Miles darauf weitestgehend in den Hintergrund tritt, sich auf Backingvocals und die Produktion konzentriert, sondern weil dem Gespann gefühlt auch nach der mittlerweile abgeschlossenen Eingangsphase ihrer gemeinsamen Karriere einfach noch nicht so wirklich der Knopf aufgeht.
No Outside hat einen pumpenden 90er Beat als nonchalante Grundlage, lässt offene Ska-Gitarren anschrammen und zeigt liebenswert dängelnd flapsige Arrangements, pflegt eine eingängige Melodie und ist inhaltlich romantisch wie immer, entwickelt sich aber in keiner Weise, bleibt unaufdringlich, unverfänglich, unspektakulär – und einfach ziemlich egal, auf die nettest mögliche Weise. Eine poppige Nebensächlichkeit in schaumgebremster Ausgelassenheit also, die nichts falsch macht, aber eben sowohl ästhetisch als auch kompositorisch nie den Schub vom okayen Genre-Durchschnitt in die nächste Liga vollzieht und eine an sich vielversprechende Idee ohne Genie zur Langeweile plätschern lässt.
Das bessere Alone 2gether stimmt seine Saiten am Vermächtnis von The Cure mit melancholischerem Grundton atmosphärisch sehr einnehmend, sinniert sehnsüchtig verhalten und scheint in Zeitlupe einem Ausbruch entgegenzudösen, doch die sorgsam inszenierte Spannung wird niemals von der Leine entfernt, bleibt bedächtig und findet in seiner entschleunigten Dramatik Komfort. Es ist dabei sicher schön, dass die Nummer strukturell nicht konventionell aufgelöst wird, lässt aber im Kontext jede Katharsis vermissen, hätte eventuell ja im Kontext mehrerer Songs besser funktioniert. So aber ist das einfach per se zu wenig.
Da die beiden sehr okayen Nummern jedoch ganz explizit als B-Seiten firmieren, könnte eventuell mehr Nachsicht walten, doch wäre hier eben mehr drinnen gewesen – mindestens (sehr) gute A-Seiten. Ohne Euphorie gilt es deswegen erst einmal Choose Your Own Apocalypse abzuwarten – und zu spekulieren, ob Drug Couple nicht einfach nur einen Produzenten bräuchten, der die ständig im Einklang befindlichen Miles und Becka jenseits ihrer Wohlfühlzone zu kreativen Reibungspunkten führe würde.
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