Drown – Subaqueous
Markov Soroka benennt Slow (ebenso stimmig betitelt) in Drown um und macht mit Subaqueous im Grunde genommen hinter den Grenzen jener Untiefen weiter, in denen Unsleep vor sechs Jahren verschwunden ist.
Richtiger ist eigentlich vielmehr, dass Soroka jene Fäden, die er 2017 auf der EP Mother Cetacean ausgelegt hat, nun abermals aufnimmt und neu weiterspinnt: Das sechste Segment der fortlaufenden Drowned-Reihe ist bereits seit Jahren bekannt, bekommt aber nun einen noch überwältigenderen Kontext, als eines von zwei monolithischen Teilstücken, die Subaqueous zu einem insgesamt vierzigminütigen Rausch verdichten. Dieses Wachstum ist durchaus symbolträchtig, da Soroka sein (an sich für abgeschlossen erklärtes) Konzeptprojekt generell größer, einnehmender und intensiver weiterdenkt, indem die Kompositionen emotional erfüllender nachwirken, auch das organischer verwobene Instrumentarium selbst vielschichtiger angereichert auf facettenreicher schattierte Szenen hinarbeitet, die Sogwirkung nunmehr eine deutlich umfassendere ist.
Soroka kommt mit dem Death-infizierten Funeral-Meeren von Subaqueous insofern wohl näher an die Erfüllung seiner Ziele, wenn er sagt: „Drown is what I wished ‚aquatic doom‘ sounded like before I started the project.“
Drowned VI: Mother Cetacean, taucht dafür erst in seine ambient-maritim schimmernde Atmosphäre ab, in der Wahrnehmung nach Mournful Congregation beinahe näher an Oceanic als an Ahab. Dort lässt Soroka Drown treiben, die Gitarren heulen majestätisch, die Drums graben wuchtig, die tiefe Growls sind verwaschen, wo die Musik an sich eine Klarheit und erhebende Wirkung besitzt, auch von Greg Chandlers Produktion profitieren.
Soroka gibt den Melodien grundlegend viel Raum, drosselt das Tempo aber noch weiter, um sich und seine unwirklich einnehmende, in ihrer Harmoniesucht dennoch niemals gänzlich greifbaren Saitenarbeit mit einer nachdenklichen Sehnsucht in sedative Trance zurückzuziehen. Nur, um die entrückten Spannungen im letzten Drittel noch einmal umso hymnischer aufzubauen, die (in dieser Form zwar schon lange bekannte, aber nun noch epochaler wirkenden) Nummer im cinematrographischen Tiefenrausch Luftblasen aufsteigen lassen zu sehen, während sie in der mystischen Schönheit einer unfassbar imaginativen Streicherströmung untergeht.
Drowned VII: Father Subaqueous dreht danach den Einfluss des Death hinauf, ist energetisch und heavier, zieht nach vorne. Es sind Details wie das geduldig atmende Luftholen hinter der zählflüssigen Heaviness, die das Kopfkino noch weiter hinein in die Welt von Drown auf Reisen schicken, die die Stimmung so charakterstark verdichten.
Subaqueous schimmert zu diesem Zeitpunkt finsterer und schiebt dann mit dramatischer Dringlichkeit voraus, geht eine Symbiose mit den hinzukommendem Streichern ein, malt eine pastorale Melange. Wie so oft bei Platten des Genres bleibt hier (und ganz allgemein über den Verlauf gesehen) eher ein übergeordnetes Gefühl hängen, als explizit herausragende Einzelideen. Vielleicht sollte man Subaqueous aber eben auch gar nicht an der Spezialität seiner Tropfen, sondern am Gesamtvolumen messen, das sich erstaunlich kurzweilig ausbreitet, niemals erdrückt.
Spätestens wenn sich Soroka wieder in meditative Gefilde legt, geradezu versöhnlich entlässt und zu philosophieren beginnt: „The drowning of our lives is as much a metaphor as it is a construct to escape into on this album. The common woe of human life are the various forms of grief and depression we feel as loss.“ – oder anders: „The water filling the protagonist’s lungs not only crushes them; they make him one with the ocean deep“.
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