Drown – Утоплення

by on 16. Mai 2021 in Album

Drown – Утоплення

Dark Ambient und Drone aus den Untiefen des Meeres: Markov Soroka taucht, nein ertrinkt dem ukrainischen Titel nach, mit Drown auf Утоплення jenseits der Funeral Doom-Abgründe von Subaqueous.

Die klangbildlichen Texturen, die die nautischen Färbungen des Reboots von Sorokas dereinst als Slow gestarteten Projektes mit einer zur Field Recording tendierenden, weltlichen Dreidimensionalität versahen, waren gerade in imaginativer Hinsicht essentiell für das 2020er-Metal-Highlight.
Nun also konzentriert sich der Vigor Deconstruct-Boss vollends auf diese Seite von Drown, entfernt alle Riffs und Gitarrenaskaden, zähflüssigen Schlagzeugwälle und martialischen Gesangseinlagen, bis der ambiente, rein auf die Atmosphäre konzentrierte Stimmungswelt-Soundtrack die alleinige Hauptrolle spielt.

Der Suspense und die Beklemmung steigt äquivalent zur subversiven Schönheit, wenn Утоплення in unendliche Tiefen gleitet, anmutig und archaisch, einladend und hypnotisch, seinen sechs nahtlos miteinander verwobenen Segmenten ins Ertrinken ohne Angst folgt. Kreaturen flüstern okkulte Beschwörungen, doch bleibt es offen, was davon Einbildung und was real ist.
Über Утоплення II: Підводні Привиди und Утоплення III: Очі Медузи hinfort scheint ein niemals greifbarer Rhythmus die Platte anzutreiben, ein pulsierender Herzschlag, eine jenseitige martialisches Leitbild, ein dezentral positioniert rufender Leuchtturm.
In Утоплення IV: Океан Безсонячний trägt aufsteigendes Methangas kurz die Ahnung rückwärts laufender Doomjazz-Erinnerungen vorbei, die sich jedoch schnell auflösen, Утоплення V: Дзеркало В Самому Низу assimiliert vage das Spektrum eines orchestralen Scores in dem blubbernden Kosmos, dessen Aggregatzustand so dicht wie körperlos ist. Утоплення VI: Смертний kultiviert diesen Raum über den finalen Tauchgang von 13 Minuten voll transzendentaler Ruhe und assoziativer Gelassenheit. Längst hat das pochende Mantra eine treibend Funktion eingenommen, sedativ und weit im Hintergrund, allerdings leitend und unterschwellig stets präsent, beruhigend und meditativ.

Dass Soroka sich also auch im Ambient mit absoluter Versiertheit bewegt, sollte eigentlich nicht überraschen – bisher war schließlich alles ein kreativer Erfolg, was der Typ anpackte. Wie subversiv facettenreich er durch die so homogen und konsistent verschwommenen 44 Minuten führt, einen roten Faden installierend, der mit tranceartiger Sicherheit an der Hand nimmt und fesselnd durch den hiermit vielleicht nicht thematisch gewachsenen, aber verdichtet und konzentriert intensivierten Kosmos von Drown führt, ist dann doch absolut beeindruckend (sowie tatsächlich zu kurz geraten) – und ein definitives Genre-Schmankerl des laufenden Jahres.

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