Dream Widow – Dream Widow
Disco-Fan Dave Grohl hat 18 Jahre nach Probot wieder Lust auf Heavy Metal und mit (dem irritierenderweise offiziell als EP firmierenden) Dream Widow die passende Platte zur fiktiven Horror-Film-Band aus dem Film Studio 666 aufgenommen.
Nicht gänzlich in Eigenregie zwar, doch tragen die 40 Minuten doch klar die uneingeschränkte Handschrift des 53 jährigen. Am deutlichsten wird dies vielleicht in Cold, wenn die Melange aus (parodistischem?) Death, Thrash, Groove und sonstigen Metal-Spielarten mit melodisch beschwörendem Gesang eine absolut durch und durch typische Grohl-Melodie aus der gedrosselten Stakkato-Heaviness schleppt, in die gefällige Auslage stellt – und dabei auch eine der beiden großen Schwachstellen von Dream Widow unterstreicht: Sobald sich cleane Vocals in das Geschehen drängen (etwa im knackig röhrenden The Sweet Abyss, dessen versöhnlicher Refrain ins Konsens-Radio will, obwohl der Rest mit garstig heulendem Gefauche Dampf ablässt, oder in Angel With Severed Wings, das die immer wieder auftauchende Type 0 Negative-Goth-Rezitation mit Adrenalin versorgt, dank der Brechstange aber einen pathetisch im Weichzeichner-Stadion badenden Pseudo-Hymnen-Chorus forciert) geht Dream Widow unnötige Kompromisse mit einem Growl ein, der eben auch nicht aus seiner banalen Alternative Rock-Haut kann.
Eine bisweilen groteske Anbiederung, die das Metal-Projekt zwar auch ein wenig die Ecke des klischeehaften Gimmicks rückt, die mehr noch aber Ausdruck der zweiten großen Archillesferse von Dream Widow ist: Das Songwriting wirkt über weite Strecken einfach wie ein willkürlicher Cut-and-Paste-Wühltisch, der seinen Gipfel im finalen, über 10 minütigen Lacrimus Dei ebrius findet. Aus dem Drone geboren drückt Grohl erst gemächlich, dann rasant aufs Gaspedal, verändert Tempo mit Blastbeats zum Black Metal oder mit Hardrock-Tendenzen zum Highway, reiht vom progressiv am Folk ausgerichteten Gezupfe oder martialischen Gepoltere jedoch nur einzelne Passagen und Segmente aneinander. Befrieidigend ist das nicht.
Und trotzdem macht Dream Widow Spaß, ist kurzweilig und kompakt, hat lässige Soli und kompetente Riffs. In March of the Insane klingt das etwa wie punkrockig von giftigen Thrash-Dämonen besessene Motörhead oder in Come All Ye Unfaithful, als würden sich Tenacious D griffig vor Metallica verneigen. Encino steigt ordentlich treibend in den ballernd-galoppierenden D-Beat-Angriff, drosselt das Tempo die allgemeine Dynamik repräsentierend aber wahlweise ebenso doomig wie breitbeinig rockend.
Im düsteren Becoming hat atmosphärisches 90er-Geplänkel eine Unterhaltung mit satanischen Dekorationen, stampft stoisch und sonor, und fühlt sich zwischen der die Daumenschrauben anziehenden Klammer vor allem wie ein immer wieder neu hinausgezögerter Klimax an, der letztendlich nie kommt. Das geht schon okay – Dream Widow kompensiert seine Schwachstellen meistens mit einem gesunden Maß an Enthusiasmus.
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